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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0254
Aufenthaltes in Aarau und Luzern immer für einen eifrigen Anhänger der
Revolution galt, einen mit ihm ziemlich gleich denkenden Bruder in Waldshut
selbst hatte, und wir verfielen daher darauf, diesen Meyer auf die linke Rheinseite
in die Gegend abzusenden..." Zum Glück konnte die Geschichte gleich
aufgeklärt werden, zumal Schmid selbst dem Vorschlag vorher zugestimmt hatte
, daß die Briefe Sebastians zu dessen Sicherheit im gegenrevolutionären Stil
abgefaßt werden sollten. Das Direktorium zeigte sich dann auch voll befriedigt,
„und bereits hat es gehörigen Ortes den Bürger Karl Meyer aus dem verdächtigen
Lichte gezogen, in das er ohne sein Verschulden gefallen. Bei der erlittenen
Unannehmlichkeit soll ihn das Bewußtsein beruhigen, daß er von der Regierung
nicht mißkannt werde". Die Bemerkung Schmids über Sebastian bezeugt uns
dessen Gesinnung, von der wir aus jener Zeit keine anderen Belege besitzen.

Zum andern erfahren wir, daß Karl F. das Vertrauen des Statthalters besaß,
der ihn als einen eifrigen Anhänger der Revolution schätzte. Wir dürfen demnach
annehmen, daß er gleichermaßen wie Jägerschmidt zumindest an der Revolutionierung
des Kantons beteiligt war und damit tatsächlich mit jenem
Müller identisch ist, der das Basler Landvolk aufwiegelte. Sein politisches Interesse
und seine Aktivität galten sicher ebensosehr der übrigen Schweiz, wie
auch Jägerschmidt, „Vorsteher des Zäslinschen Eisenwarengeschäftes in Liestal",
zur Zeit der oben geschilderten Spionage-Episode seine Vertrauten in das Lager
der gegenrevolutionären Emigranten nach Rheinfelden schickte.220 Die von
Schmid genannten Aufenthalte in Aarau und Luzern, die gewiß nicht kurzfristig
gewesen sein können, lassen weiterhin vermuten, daß Karl Fahrländer Angestellter
einer Bundesbehörde war. Der Schluß ergibt sich aus der Reihenfolge
Aarau — Luzern. In Aarau hatte Peter Ochs am 12. April 1798 die „Unabhängigkeit
der schweizerischen Nation und ihre Bildung in eine einzige, unteilbare
, demokratische und repräsentative Republik" verkündet; am 7. August faßte
der Große Rat den Beschluß, Luzern zum Regierungssitz zu machen. Am 31. Mai
1799 wurde er von Luzern nach Bern verlegt. Wir wissen, daß Karl Fahrländer
seine Denkschrift über eine großschweizerische Republik im Sommer jenes
Jahres dem Minister der Künste und Wissenschaften Philipp Albert Stapfer
vorlegte, der sein Amt seit dem 2. Mai 1789 innehatte. Daß die Schrift gerade
Stapfer vorgelegt wurde, konnte nur dadurch begründet sein, daß sich beide
gut kannten. Infolgedessen könnte Fahrländer sein Mitarbeiter gewesen sein.

Stapfers Ressort war sehr umfangreich und umfaßte das Schulwesen und die
Kirche, die Presse, die öffentlichen bürgerlichen Feste, die Aufsicht über
Museen und Bibliotheken und über die öffentlichen Bauten,221 so daß sich auch
für Karl Fahrländer ein entsprechendes Betätigungsfeld bot. Stapfer hatte zeitweise
Mitarbeiter wie Franz Xaver Bronner, Heinrich Pestalozzi und Heinrich
Zschokke gewonnen.222 Als dringendstes Problem stellte sich Stapfer die Entwicklung
des helvetischen Schulwesens, und Karl Fahrländer hat auf diesem
Gebiet für seine spätere Arbeit sicherlich wertvolle Anregungen empfangen.

Ein weiterer Anhaltspunkt für ihre Bekanntschaft oder Mitarbeit Fahrländers
bei Stapfer ergibt sich aus der Einleitung eines Briefes an Stapfer vom 12. Dezember
1801: „Sie verzeihen, daß ich in diesem Augenblick wieder Gebrauch von
der Güte mache, die Sie mir, solange ich das Vergnügen hatte, Sie hier zu sehen
, beweisen wollten." Wenn uns auch keine Personalakten zur Verfügung
stehen und uns sogar die Einwohnerkontrollen und andere Personenverzeichnisse
von Bern merkwürdigerweise im Stiche lassen, so bleibt nach dem Brief
doch die Gewißheit, daß Karl Fahrländer zumindest einige Zeit vor dem Abgang
Stapfers nach Paris (Juli 1800) seine Tätigkeit am Regierungssitz aufgenommen

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