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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0257
zach und Basel, das Frankreich mit der Schweiz vereinigen wollte. Und schließlich
wurde im Allianzvertrag vom 19. August 1798 der helvetischen Republik
das Fricktal von Frankreich offiziell versprochen. Begreiflich, daß Sebastian
Fahrländer eine Übersiedlung in Erwägung zog, wenngleich das endgültige
Schicksal des Fricktales trotz aller Verträge noch ungewiß war und vom weiteren
Kriegsverlauf abhing.

Die Briefe Karl Fahrländers an seinen Freund Herzog von Effingen

Die deprimierende Lage, in der sich Dr. Fahrländer in Waldshut befand, wo er
überwacht und bespitzelt wurde, und an der sein Bruder Karl wegen der bekannten
Notiz auf der Verschwörerliste vielleicht nicht unschuldig war, mußte
diesen sehr bedrücken. Mit allen Mitteln versuchte er deshalb, Sebastian zur
Ubersiedlung nach Bern zu bewegen. Bei seinen intensiven Bemühungen konnte
er vor allem auf die freundschaftliche Unterstützung von Johannes Rudolf
Dolder zählen, der seit dem 11. Mai 1799 dem Direktorium bzw. dem Vollziehungsausschuß
angehörte. 241 Er rechnete aber auch mit der Hilfe des mit Dolder
befreundeten Herzogs, der von der Konstituierung der helvetischen Republik
bis zum Staatsstreich vom 8. August 1800 dem Großen Rat angehörte. 242
Herzog wirkte nach Ausbruch des 2. Koalitionskrieges als helvetischer Regierungskommissar
beim französischen Heereskommando und hielt sich im Sommer
und Herbst 1800 beim Hauptquartier des General Moreau in Süddeutschland
auf. Es sind drei Briefe an ihn erhalteji, 243 die zur Aufhellung jener Umstände
und Beweggründe dienen können, welche ihn veranlaßten, eine schicksalsschwere
Entscheidung zu treffen. Bis in unsere Zeit haben sich zahlreiche Historiker
aus unterschiedlicher Sicht mit jenem Entschluß und seinen politischen
Auswirkungen auf das Fricktal befaßt. Der Inhalt dieser Briefe macht deutlich,
daß der spätere „Diktator des Fricktals" nur sehr zögernd bereit war, zu jenem
Zeitpunkt in die Schweiz umzusiedeln, daß weder ihn noch seinen Bruder Karl
persönlicher Ehrgeiz trieb und daß bei allem keinerlei finanzielle Motive zu-
zugrundelagen.

Der erste Brief stammt vom 27. März 1800 und ist an den Bürger Regierungskommissar
Herzog in Bern gerichtet:

„Da Du mir sagtest, Du werdest meinen Bruder vielleicht sehen, so bitte ich
Dich, ihn gewiß zu sehen, und solange in Deinem und meinem Namen zu sprechen
, als möglich. Desto behutsamer sei mit dem Postmeister in Waldshut. Ich
ersuche indes, meinem Bruder nebst einliegendem Briefchen einen Kuß zu geben
. Was Du seiner schönen Frau tun sollst, brauche ich Dir nicht zu sagen,
denn hier wird Dir das Widerstehen Mühe kosten. Wenn Du sie aber im Weggehen
für Dich küssest, so umarme sie für mich bei der Ankunft, und ermangle
ja nicht, mit ein süßes Mäulchen von ihr mit zu bringen. Ich habe die stillsten
Tage in der süßesten Freundschaft mit ihr in Waldshut zugebracht: doch! es
waren ihrer nur zehn! Wie traurig für uns Menschen, daß wir durch so Weniges
glücklich sein könnten und es nicht sein können! Leb wohl, vergiß nicht,
meinem Bruder recht viel zu erzählen. Du wirst einen soliden Mann finden,
ganz Philosoph und aufgeklärt und brav, vielleicht etwas mürrisch, vielleicht
auch nicht. Leb wohl!"

Das zweite Schreiben, vom 16. August 1800, das sehr ausführlich über den
Staatsstreich vom 8. August unterrichtet, ist an Herzog im Hauptquartier Mo-
reaus in Augsburg adressiert:

„Habe nunmehr das Bürgerrecht im Fricktal gekauft; so auch mein Bruder
(Leibstadt-E.D.); 244 ich hätte gewünscht, daß Du ihn besucht hättest. Ich war

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