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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0261
liger Streitigkeiten und Nachforderungen wegen Kriegsschaden, Kontributionen
, Requisitionen, Schadenersatz usw. mußte es für das schwer bedrängte
Fricktal von dringender Wichtigkeit sein, in keine weitere Rechnung mit dem
Breisgau zu treten. Ich hielt es für möglich, die Gefälle, Einkünfte und das
Eigentum, welches die verschiedenen geistlichen Korporationen des rechten
Rheinufers im Fricktal besaßen, dem Lande selbst zu verschaffen."

Wenn die Früchte dieser Politik dem Fricktal zugute kommen sollten, mußte
es einen selbständigen Kanton bilden. Die Annahme des unitarischen Verfassungsentwurfes
am 24. Oktober 1801 durch die helvetische Tagsatzung und der
vier Tage später durchgeführte föderalistische Staatsstreich, die den Verfassungsentwurf
von Malmaison (II) mit der vorgesehenen Aufteilung des Frick-
tales hinfällig machten, ermöglichten den Brüdern Fahrländer mit mehr Aussicht
auf Erfolg für die Verwirklichung ihres Projektes zu arbeiten. Es fällt
dabei sehr schwer, heute noch den jeweiligen Anteil der Brüder an der Planung
und Inangriffnahme genau umreißen zu wollen. Vieles spricht dafür, daß Karl
die treibende Kraft war. Da er in der Folgezeit keine exponierte Stellung im
Fricktal innehatte, mußten seine Person und seine Wirksamkeit in der Geschichte
zwangsläufig in den Hintergrund treten. Und doch stand er vom Anfang
bis zum bitteren Ende neben seinem Bruder in vorderster Linie. Es würde
den gegebenen Rahmen dieses Beitrages sprengen, wollten wir ausführlich die
turbulente politische Entwicklung in allen Einzelheiten schildern; sie ist auch
in der Literatur bekannt. 255 Es sei uns aber gestattet, noch auf einige Stationen
des politischen Kampfes der Brüder Fahrländer und ihres Lebensweges einzugehen
, zumal wir noch das letzte Lebensjahrzehnt des älteren Bruders erforschen
konnten.

Dr. Fahrländer als Statthalter des Fricktales

Die gesteigerte Aktivität der Brüder Fahrländer im Dezember deutete an, daß
man zu Beginn des neuen Jahres die merkwürdigen politischen Verhältnisse
des Fricktales grundlegend ändern wollte. Es mutet schon seltsam an, daß dieser
vorderösterreichische Landstrich seit fast einem Jahr an Frankreich durch den
Luneviller Vertrag abgetreten war und dennoch keine Übergabeverhandlungen
stattgefunden hatten. Die vorderösterreichische Verwaltung arbeitete ungestört,
und die Steuern flössen weiterhin nach Freiburg. Der Wandel kam so überraschend
und unkonventionell, daß die österreichischen Beamten dem „Treiben
der Brüder Fahrländer" nur fassungslos zusehen konnten. Dem kurzen Trommelfeuer
der Denkschriften nach Paris an den bevollmächtigten Minister Stapfer
, an den österreichischen Minister Cobenzl, an Bonaparte, folgte ein schneller
Angriff auf die Verwaltung im Fricktal mit der radikalen Trennung vom übrigen
Breisgau, dem die Behörden hilflos preisgegeben waren. Sie hingen in
der Luft, hatten keinerlei Rückhalt bei den vorgesetzten Behörden, ihre Klagerufe
blieben ungehört, sie blieben ohne Weisungen. Es blieb ihnen nur noch
der sang- und klanglose Abzug, sofern die Bediensteten es aus finanziellen
Gründen nicht vorzogen, im Lande zu bleiben.

Am 12. Dezember wandte sich Karl Fahrländer mit einer Denkschrift an Minister
Stapfer, der bei der französischen Regierung wegen der Schaffung eines
eigenen Kantons Fricktal vorstellig werden sollte. Des Einverständnisses von
Dolder war man sicher, der auch bei Verninac nicht auf Widerstand gestoßen
war. Ebenso sicher war das Einvernehmen mit dem Divisionsgeneral Mont-
richard, Commandant en Chef der französischen Truppen in Helvetien und im
Fricktal. 256

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