Freiburger historische Bestände - digital

Aufträgen von dem Bürger Verninac, bevollmächtigter Minister der französischen
Republik bei der helvetischen in Bern, an die Standesmitglieder im Frick-
tal hierher gekommen. Ich ersuche Sie deshalb, Herr Amtmann, die Mitglieder
dieses Standes einzuladen, sich am 21. Jänner hier in Laufenburg zu versammeln
, um denselben die schriftlichen und mündlichen Aufträge des französischen
Ministers vorlegen zu können." 262 Auf dieser Versammlung wurden der
Magistrat zu Laufenburg und der zu Rheinfelden sowie das Oberamt Rheinfel-
den bis 9. Februar als provisorisch erklärt, die Kassen wurden mit Beschlag
verhängt. Die Reaktion des Oberamtes Rheinfelden ließ nicht lange auf sich
warten. Am 23. Januar wendet es sich an die Regierung in Bern mit einer Beschwerde
über Karl und Sebastian Fahrländer: „Wir ersuchen daher das Helvetische
Gouvernement, von welchem wir sicherlich Geradheit und Offenheit
voraussetzen, uns die beliebigen Aufschlüsse zu erteilen, ob denn die Gebrüder
Fahrländer von einem hohen Gouvernement beauftragt seien, dahier im
Lande Veränderungen vorzunehmen oder sonst Geschäfte zu führen. Wir können
es um so weniger glauben, als wir, wie schon gemeldet, höhere Verfügungen
nie entgegen sind, und ebendaher ... Heimlichkeiten von Leuten, die fremd
sind, unmöglich als Staatsgeschäfte betrachten und sie als Abgeordnete ansehen
können." Unter Bezugnahme auf dieses Schreiben reklamierte das Oberamt am
30. Januar. Sebastian erfreche sich auf eine unerhörte Art, im Fricktal als Bevollmächtigter
von Verninac, in Basel als helvetischer Kommissar aufzutreten.
Man solle die Sache untersuchen und die ruhestörenden Fahrländer wegschaffen
. Die Regierung kann von nichts wissen; das Protokoll des Kleinen Rats
vom 28. Januar vermerkt: „Der Kleine Rat überweist dieses Schreiben dem
Departement der auswärtigen Angelegenheiten mit der Einladung, dem k.k.
Oberamt in Rheinfelden zu antworten, daß dieser Gegenstand der Helvetischen
Regierung ganz fremd sei und dieselbe darüber keinen weiteren Aufschluß
geben könne." In Freiburg betrachtete man die Vorgänge im Fricktal mit ungläubigem
Staunen. Am 27. Januar forderte das Waldvogteiamt Waldshut vorsorglich
vom Zoller Bartholomä Fendrich in Laufenburg mit Expreßboten, daß
er diesem die eingegangenen Zollgefälle für November und Dezember 1801
mitgebe. Der schaffte die Gelder zunächst insgeheim auf die Seite, erbat aber
schleunigst um höchst nötige Verhaltensbefehle. Am 20. Februar wurden klare
Verhältnisse geschaffen. Auf einer Landeskonferenz in Rheinfelden wurde die
neue Kantonsverfassung nach Vorlesung durch Sebastian mit geringer Änderung
angenommen. Sebastian gab eine „Regierungserklärung" ab und ordnete als
Statthalter die Wahlen der Gemeinderäte und Gemeindevorsteher an. Die Kantonsverfassung
sah einen Regierungsstatthalter vor, der eigentlich von der
helvetischen Zentralregierung besetzt werden sollte, ferner eine Verwaltungskammer
und einen Kantonsrat anstelle der Landstände, der aber nicht verwirklicht
werden durfte, obwohl die Verfassung von Frankreich gebilligt wurde.
Für die Organisation des Fricktales gewann Dr. Fahrländer J. N. von Schmiel,
dem er die Stelle als Bürochef der Verwaltungskammer anbot. Er hatte die
Aufgabe, die Gemeinden zu versammeln, um die Gemeindevorsteher wählen
zu lassen. Mit dieser Arbeit begann er am 16. März, trat aber Mitte September
in den Dienst des Kriegsministeriums in Bern, doch blieb er mit Dr. Fahrländer
zeitlebens eng befreundet. Sein Ausscheiden ersparte ihm, die Zuspitzung einer
tragischen Entwicklung an Ort und Stelle miterleben zu müssen, denn am
23. September versammelten sich die Ortsvorgesetzten, um Fahrländer abzusetzen
. Es würde hier zu weit führen, näher darauf einzugehen; wir berichten
darüber an anderer Stelle. 262a Zunächst erreichte Fahrländer seine Wiedereinsetzung
; die Konstitution blieb in Kraft. Aber die Ereignisse überschlugen sich.
Am 4. Oktober zogen 100 Bauern — von ihm bestrafte Wilddiebe, wie Fahrländer
später sagte (was angesichts seines strengen Regimentes wohl der Wahr-

261