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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0282
„andere örter die spanische Kappe anziehen" müssen; es wäre höchst an
der Zeit, daß sich alle Evangelischen der Spanier erwehrten (Prot. 13er). Wider
Erwarten brach Mansfeld Mitte Oktober das Feldlager ab und zog in Eilmärschen
durch die fränkischen Bistümer nach dem Rhein, die „untere"
Pfalz zu retten. Am 23. Oktober langte er mit 10 000 Mann in Mannheim
an, wo er 4 000 Pfälzer und 3 000 englische Söldner übernahm. Tilly rückte
auf dem Fuße nach und traf Anfang November in Germersheim mit General
Cordova zusammen, der an Stelle des nach den Niederlanden abberufenen
Spinola das ungefähr 6 000 Mann zählende spanische Kriegsvolk befehligte.

Die Befürchtung, daß Mansfeld nach dem nahen Elsaß ziehen werde, sollte
sich rasch erfüllen. Schon den 26. Oktober ließ er Landau und Weißenburg im
Namen der „Königl. Majestät zu Böheimb" zum Unterhalt seiner Armee je
20 000 fl abfordern.4 In namenloser Angst bewilligte die alte Reichsstadt
Hagenau die Zahlung einer Brandschatzung von 100 000 fl. Als Graf Joh.
Reinhard von Hanau Gewißheit über den Anmarsch Mansfelds erhalten hatte
und kein Mittel fand, sich dawider zu setzen, suchte er seiner bisher geübten
Neutralität entsprechend — sintemalen er mit niemand in Ungutem zu tun
haben wollte — sich mit dem General über sein Vorhaben zu verständigen.
Und da die Hanauer ziemlich angeschwärzt worden waren, „als ob sie den
Kayserischen zu viel favorisirten", sprachen der hanauische Rat und Oberamtmann
von Ossa und der gräfliche Sekretär Kaspar Schmid in Lauterburg,
dem Tor zum Elsaß, bei Mansfeld vor, um zu besorgende Ungelegenheiten abzuwenden
. Würde Hanau fürder keine Werbungen mehr für den Kaiser und
das Haus Österreich in der Grafschaft dulden und den Durchzug gestatten,
lautete der Bescheid, so sollten die Neutralität zugesagt, den Untertanen Sicherheit
versprochen und zu den schriftlichen auch lebendige Salvagardien
nach Drusenheim und Brumath gelegt werden (Prot. 13er). Inzwischen wollten
manche diesseits des Rheines wissen, als ob Mansfeld das Elsaß hinaufstreifen,
zu Straßburg über die Brücke setzen und nach Heimuchung der kaiserlichen
Landvogtei Ortenau sich wiederum nach der Pfalz durchschlagen würde; er
habe etlich 100, ja 1 000 Pferde für Musketiere, dazu in 400 leere Wägen bereitgestellt
. Übrigens seien es, wie der Bote des Ortenauer Landvogtes am 28. November
aus der hanauischen Residenz Buchsweiler berichtete, lauter gefrorene d. i.
unverletzliche Soldaten. Und würde man dem General mit lothringischer Hilfe
im Unterelsaß stark zusetzen, wäre zu besorgen, er möchte den Rhein überschreiten
, denn außer der Straßburger Brücke würden mehrere Orte gute
Gelegenheit zur Überfahrt bieten (Breisgau Fasz. 1043).

Wirklich erbat Mansfeld unterm 30. November den freien Zug über die
Rheinbrücke. Straßburg, welches durch Ossa bereits in die Absichten des
Generals eingeweiht war, suchte das Begehren im Einvernehmen mit Hanau
und Baden-Durlach, um sich den gefährlichen Kriegsmann nicht zum Feinde zu
machen, behutsam abzulehnen. Unterdes führten Mansfelds Reiter in Parteien
zu 20 und mehr Pferden ihre räuberischen Streifzüge ins Unterelsaß. Die hanauischen
, fleckensteinischen (Amt Roppenheim) und markgräflichen Orte
blieben noch verschont. Den armen Bewohnern der katholischen Reichsdörfer
aber verbrannten die wüsten Gesellen nicht nur Haus und Hof, sondern
trachteten ihnen oft auch bei dem leisesten Widerstand nach dem Leben. Bestürzt
ergriffen da die Landleute massenhaft die Flucht. Am 30. November
erscholl ein Geschrei, Mansfeld komme diesen Abend in der Wanzenau an.
Da kannte das Flüchten keine Grenzen mehr. „Ist ein schröcklich flehen, daß
offt 3 oder 400 wagen vor den thoren, ander müssen warten, dasselb den
ganzen tag, nuhn in 2 wochen ... Ist der vatter undt muter hie gewesen und

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