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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0283
auch geflehet" (aus Willstätt), bemerkte Moscherosch zu Straßburg am 1./2. Dezember
1621 in seinem Schreibkalender. Doch war es blinder Lärm gewesen!

Seit den letzten Dezembertagen quartierte Mansfeld in Hagenau. Ein Teil der
ansehnlichen Truppenmacht rückte vor die bischöfliche Residenz Zabern, aber
eine grimmige Kälte machte die Belagerung fast unmöglich. Die Soldaten,
welche nichts zu beißen und zu nagen mit sich trugen, überschwemmten nun
plündernd und brennend das ganze Unterelsaß. Die Salvagardien nützten den
Hanauern nichts mehr. Einem mansfeldischen Quartiermeister drückte Graf
Joh. Reinhard 1000 fl. in die Hand! Dunkle Geschäfte wurden vor den Toren
Straßburgs abgeschlossen, wo die Soldateska ihren Raub an Pferden, Vieh und
dergl. verhandelte. Mitten in der Winterkälte und bei tiefem Schnee ließen
die geängstigten Bauern alles im Stich; viel Vieh verendete vor Hunger in den
Ställen. Zur Abwendung dieser Not schlug Hanau eine Tagung der unter-
elsässischen Stände in dem Amtsstädtlein Wörth vor. Aber Straßburg lehnte
ab, weil der Rat befürchtete, es werde sich um eine Geldbewilligung für
Mansfeld handeln, welche die Stadt allein werde vorschießen müssen. Als
der General die drei Stände — Straßburg, Hanau, Ritterschaft — dann um Erlegung
„eines Stückes Geld" anging, machte der Graf am 28. Januar wirklich
den Vorschlag, Mansfelds Abzug aus dem Elsaß mit Geld zu erkaufen, das
Straßburg vorstrecken müsse (Prot. 13er).

Diese schlimmen Nachrichten bewogen Erzherzog Leopold zur Rückkehr aus
Innsbruck, um eine rege Tätigkeit zur Verteidigung des Bistums zu entwickeln.
Wolf Rudolf von Ossa, der seine hanauische Oberamtmannschaft in Buchsweiler
niedergelegt hatte, bot als eifriger Katholik und Freund des Hauses Österreich
selbstlos Kriegsdienste an5; sein Obristleutnant Hans Ludwig Völsch von Stützheim
, Amtmann zu Dachstein, nahm die Werbung der aufgetragenen fünf
Fähnlein Fußvolk im Oberelsaß auf. Dem Obristen Askanio Albertini von Ich-
tratzheim, einem Italiener, übergab Leopold ebensoviel Knechte, wodurch sich
Ossa benachteiligt fühlte, da ihn die Aufstellung eines Fähnleins allein auf
4000 fl. komme. Die Werbung eines dritten vollzähligen Regiments zu Fuß von
300 Mann wurde dem Grafen von Sülz befohlen und ihm die Abtei St. Blasien
im Schwarzwald zum Musterplatz angewiesen. Das Freifähnlein des Hauptmanns
Sebastian von Herbsheim sollte 500 Mann im Amt Waldkirch aufbringen. Ferner
wurden drei Regimenter Fußvolk und Reiterei in Burgund geworben. Auch
aus Italien marschierte Unterstützung herbei. Als ligistische Hilfe ordnete
Maximilian von Bayern fünf Kompanien Reiterei und 1000 Knechte unter
Obrist Cratz an. Der Kaiser versprach 600 Reiter des Herzogs Julius zu Sachsen-
Lauenburg, weitere 500 zu Pferd und 2000 zu Fuß unter dem Obristen Hannibal
von Schauenburg zu schicken. Bis zum Eintreffen dieser Truppen am Oberrhein
konnte es schon Frühjahr werden. Die unablässigen Bemühungen Erzherzog
Leopolds und seines kaiserlichen Bruders, Straßburg und Baden-Durlach zum
Kampfe wider den geächteten Mansfeld zu bewegen, schlugen jedoch fehl.

Obwohl die Ankunft dieses zahlreicheu Volkes den Nachbarständen mit dem
Hinzufügen angezeigt wurde, daß es nur der Verteidigung dienen sollte, beobachtete
Straßburg mit Mißtrauen die Lage. Die größte Sorge bereitete die Verwahrung
der Rhein- und Kinzigbrücke. Hauptmann Florian Zeiß in Kehl erklärte
am 28. Januar den Dreizehnern: Er habe „für ein Anlauf" sich vorgesehen
, sei aber „für ein große Gewalt" nicht gefaßt; doch getraue er sich, mit
400 der Seinigen 1500 Mann vom Feind aufzuhalten, begehre darum, zu den
274 Knechten weitere 50 an den Rhein abzuordnen. Da der andauernde Frost
alle Erdarbeiten unmöglich machte, unterblieb vorerst der geplante Schanzenbau
bei dem linksrheinischen Zollhaus. Hauptmann Zeiß begnügte sich, die

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