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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0284
Kehler Auffahrt zur Rheinbrücke mit 40 Wagen und Karren durch eine sogenannte
Wagenburg zu sichern (Prot. 13er). Nichtsdestoweniger bat die Stadt den
Markgrafen Georg Friedrich, von seinem Volke in die Nähe zu legen, damit es
im Falle eines Angriffs dem ihrigen beispringen könnte. Ein ähnliches Gesuch
wurde an den Herzog von Württemberg als Pfandinhaber des Amtes Oberkirch
gestellt. Nach Eintritt milderer Witterung wurden die Arbeiten beschleunigt;
300 geflüchtete Bauern schanzten täglich am jenseitigen Rheinzoll als Gegenleistung
für den gewährten Schutz. Um ihren Eifer zu steigern, machte der
städtische Baumeister Hans Schoch den Vorschlag, den Frönern tags einen
Batzen zu geben. Den 16. Februar stand Zeiß mit 600 Knechten im Rheinpaß
Kehl.

Unterm 21. Februar klagte der bischöfliche Statthalter Graf Hermann Adolf von
Salm, daß sich die mansfeldischen Soldaten im Hanauerland ebenfalls sehr übel
benähmen. Graf Joh. Reinhard läge noch immer krank im Wörth und hätte sein
Frauenzimmer (Gemahlin) auf Schloß Lichtenberg geschickt. Anderwärts heißt
es, daß „die Mansfeldischen allenthalben in den hanauischen Dörfern mehr als
übel hausen, führen die Glocken aus den Kirchen (Drusenheim!) und alles, was
noch vorhanden, auf Hagenau zu". Wie im bischöflichen Amt Wanzenau hatten
die Bewohner des überrheinischen Stabes Offendorf, Amt Lichtenau, ihre Habe
zusammengerafft und waren in der Winterkälte vor den streifenden Reitern
auf die Worte oder in die diesseitigen Rheinorte geflüchtet. Am 16. Februar
wurden Herlisheim geplündert und zum Teil, Offendorf und Rohrweiler fast
ganz abgebrannt. In Oberhofen legten die Mansfelder auch Feuer an die Kirche
und das Pfarrhaus. Dieselbe Heimsuchung traf das pfalzgräfische Bischweiler
und Hanhofen. Zwei Offendorfer Bürger wurden am 22. im Rheinwört erschossen
und auf dem Kirchhof zu Scherzheim begraben. Die Plünderung der Worte
ließ stündlich einen Überfall auf die diesseitigen Ufergemeinden erwarten. Daher
standen die bewaffneten Ausschüsse beider Ämter Lichtenau und Willstätt,
seit 18. Februar mit Unterstützung von 200 Mann der Ortenau, dauernd auf
Wache am Rhein. « Besonders gefährdet war das Fahr zu Graueisbaum.

(Fortsetzung folgt)

1 Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins. NF 23, 156. Erzherzog Leopold, der keine höheren
Weihen empfangen hatte, verzichtete auf seine Straßburger Bischofswürde und trat 1626 mit Claudia
von Medici in den Ehestand. Als Statthalter der österreichischen Vorlande und beider Landvogteien
Ortenau und Hagenau residierte er in Innsbruck (t 1632). Zum Bischof von Straßburg wurde sein
Neffe, Erzherzog Leopold Wilhelm, der jüngste Sohn Kaiser Ferdinands II. bestimmt. Da der
habsburgische Prinz erst 13 Jahre zählte, wurde die Verwaltung des Bistums wieder dem Grafen
Hermann Adolf von Salm als Statthalter übertragen. Doch hat der neue Bischof seinen oberrheinischen
Sprengel zeitlebens nie besucht!

2 Kopp und Schulte, Der Westfälische Frieden. München 1940.

3 An diese Erdbefestigung um Lichtenau knüpft sich der Flurname „Die Schanz", ein Grasplatz von zwei
Tagen auf der Nordseite des Schlosses, der im Bannbuch 1685 erstmals erscheint. Weiters sei auf die
Sternschanze des Gemäldes von 1644 verwiesen.

4 Der Reichstaler, dessen normaler Wert lVl fl. war, galt in der damaligen Münzverschlechterung bereits
4 fl., später gar 6 fl.

5 Als Oberamtmann war Ossa seit 1616 Vorsitzender des Regierungskollegiums und des Hofgerichts
in Buchsweiler, also der höchste Beamte der Grafschaft Hanau-Lichtenberg gewesen.

6 Über die Ereignisse am Rhein siehe „Die Ortenau" 41 (1961): Die Ortenauer auf Rheinwache (S. 239).

Quellen:

Akten und Ratsprotokolle des Stadtarchivs Straßburg,

Akten des GLA Karlsruhe und des Bezirksarchivs in Straßburg.

Ellerbach, Der Dreißigjährige Krieg im Elsaß I, 1912 (mit Aktenauszügen des Reichskriegsarchivs München
und der Archive in Innsbruck und Wien).
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
Kirchenbücher des Hanauerlandes.

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