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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0302
renzunft, wie keine andere Narrenvereinigung in Deutschland, ein solch vielfältiges
und ausgedehntes Brauchtum zu hüten und zu pflegen hat, dem nun
Josef Krausbeck ein verpflichtendes literarisches Denkmal gesetzt hat. (Preis
8 DM.)

Manfred Hildenbrand, der sich anschickt, auf vielen Ebenen das Erbe des universellen
Heimatgeschichtiers Franz Schmider anzutreten und in seinem Sinne
für die Haslacher Raumschaft zu wirken, hat das 100jährige Jubiläum der
originellen Haslacher Ranzengarde, der „Fäßlimänner", zum Anlaß genommen,
das „Fasnachtsbrauchtum in Haslach i. K." zu sichten und für weite Kreise dokumentarisch
darzustellen. Das Haslacher Narrenschiff hat dabei eine Fahrt
aus den Gefilden einer lockeren, impulsiven, örtlichen Fasnachtstradition hin
zu einem festgefügten närrischen Brauchtum hinter sich, wobei es in der Vergangenheit
einige gefährliche, artfremde karnevalistische Riffe zu umsegeln
galt. Gerade die „Haslacher Fasent" darf als ein Beispiel dafür angesehen werden
, daß echte Brauchtumspflege nicht im Traditionellen, im Althergebrachten
erstarren darf, sondern auch dem Neuen geöffnet sein muß, wenn es organisch
dem Bodenständigen entwachsen ist. So hat sich der freundliche „Haselnarro"
neben die einmaligen Ranzengardisten und die „Hemdglonker" gestellt. Im
Quellennachweis zu dieser Festbuch-Broschüre findet man oft den Namen
des Volksschriftstellers Heinrich Hansjakob, der in seinen Schriften immer
wieder als Chronist der alten Haslacher Fasent auftritt. Die lehrreiche Arbeit
von Manfred Hildenbrand, die durch den Narrenrat Friedrich Schneider anschaulich
illustriert wurde und bei der auch der als „Brauchtumspfleger" im Narrenrat
amtierende Alois Krafczyk mitwirkte, darf dazu als Beweis dafür angesehen
werden, daß die heimische Fasnacht auch ein Teil — wenn auch gar der
angenehmste — der Ortsgeschichte ist.

Kurt Klein

Walther Peter Fuchs (Hrsg.): Großherzog Friedrich I. von Baden und die
Reichspolitik 1871—1907. Bd. 1: 1871—1879, Bd. 2: 1879—1890. Stuttgart:
Kohlhammer 1968 und 1975. (= Veröffentlichungen der Kommission für
Geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe A: Quellen.)

Obwohl das deutsche Kaiserreich von 1871 bis 1918 wie kein zweites Thema im
Mittelpunkt des historischen Interesses steht, hat sich die Aufmerksamkeit auf
das Reich und Preußen konzentriert;1 die Geschichte einzelner Regionen war
allenfalls ein Nebenstrang der Forschung. Für die Verknüpfung von Landesund
Reichsgeschichte leistet die von W. P. Fuchs herausgegebene und auf drei
Bände geplante Quellenedition wertvolle Schrittmacherdienste. Friedrich I. von
Baden, seit 1852 Prinzregent, seit 1856 Großherzog, stand immerhin über fünfzig
Jahre lang an der Spitze des südwestdeutschen Teilstaates. Den überragenden
Anteil des Hauses Zähringen an der diplomatischen Vorgeschichte der
Reichsgründung, die bekanntlich von den deutschen Souveränen im Stil althergebrachter
Kabinettspolitik ausgehandelt wurde, hat bereits die von Hermann
Oncken in den zwanziger Jahren besorgte Quellenpublikation hervorgehoben. 2
Der dynastische „Kitt", der das Reich zusammenhalten sollte, verlor nach 1871
aus zwei Gründen an Bedeutung: Einmal gehörten die deutschen Fürsten zu
den Verlierern der Reichsgründung, weil sie dem Druck der preußischen Hegemonie
unterlagen; zum anderen werteten die Vermassungstendenzen des im
Sog der „Großen Depression"3 erwachsenden modernen Industriestaates und
die Parlamentarisierung 4 den monarchischen Gedanken stark ab. 5
Obwohl sich der Großherzog der Tatsache bewußt war, daß die Uhr für eine
politische Rolle der Fürstenhäuser ablief, konnte er dank seiner verwandt-

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