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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1976/0311
mäler vermitteln. Die bloße Wiederherstellung historischer „Prestigebauten"
ermöglicht den Menschen heute nicht automatisch die Identifikation mit ihrer
Stadt, wenn sie diesen ihren Lebensbereich, wie er sich u. a. auch in seiner
Bausubstanz spiegelt, nicht auch mit Inhalten füllen können; bei der Vielzahl
von Gruppen, die eine Stadt bewohnen, kann dies aber nur über eine „formale
Multifunktionalität" erreicht werden. Solche Überlegungen fordern den Einbezug
„banaler historischer Bausubstanz" in die denkmalpflegerischen und planerischen
Arbeiten. Daher muß sich Sanierung, Stadterneuerung nicht nur an den
Formen, sondern auch an deren Inhalten orientieren; nicht alles was architektonisch
unbedeutend ist, ist es auch inhaltlich. In diesem Sinne, so führt der
Verfasser weiter aus, tritt der Historiker gleichgewichtig neben den Denkmalpfleger
, „ja, er weist diesem eigentlich erst sein Aufgabenfeld zu". In ganz
ähnlichem Sinne fordert A. KNOEPFLI, Stadt und Altstadt. Erfahrungen und
Erwartungen (1974) „dem historischen Bestand unserer Städte... mit echtem
Allmendedenken" zu begegnen, denn Kulturgüter... sind Quelle kollektiven Behagens
und verbindender Erlebnisse", sie bedürfen auch gemeinsamer Verantwortung
. Dies fordert Mitspracherecht und Mitwirkung aller Beteiligten bei
Sanierungsplanungen. Die Arbeit Knoepflis ist ein Plädoyer für die individuelle
Stadt, die für ihn nur die alte Stadt sein kann. Und der Verfasser liefert demjenigen
Argumente, der zwar dumpf ahnte, daß die Erhaltung der alten Stadt
mehr sein müsse als Fassadenkletterei, der dies aber nicht rational begründen,
geschweige denn argumentativ vertreten konnte. In diesem Sinne leistet
Knoepfli ganz praktisch Planungshilfe. Zu leichtfertig wurden seiner Meinung
nach bisher vor dem Argument der Finanznot die Segel gestrichen. Uberleben
konnte daher nur die „Renditegotik und die Bürowüste". Wenn es aber richtig
ist, daß nicht nur der Mensch seine Stadt prägt, sondern daß es auch eine
Rückbeziehung gibt, daß auch die so oder so gebaute Stadt den Menschen formt,
so stellt sich in der Tat die Frage, ob die heute billiger scheinenden Lösungen
nicht einen äußerst unsicheren Wechsel auf die Zukunft darstellen. Wie anders
kann es interpretiert werden, daß die vor 20 Jahren erstellten Neubausiedlungen
heute eigentlich schon wieder saniert werden müßten. Der soziale Bezug
von Stadtsanierung wird hier offenkundig.

Auch in der Arbeit von R. END, Kulturfunktionen der kleineren Stadt. Überlegungen
zum kulturellen Leben im kleinen und mittleren städtischen Bereich
(1975), ist das Bemühen um praktische Lösungsvorschläge vorherrschend. Dabei
plädiert er im einzelnen nicht so sehr für die „Kleine Stadt" als für den „überschaubaren
Bereich", der durch die aktive Kulturpolitik (hier bietet die Arbeit
eine Fülle von Vorschlägen) und durch die Pflege historischer Traditionen in
seiner Besonderheit erkennbar sein soll.

„Ist Gemütlichkeit planbar?" fragt provozierend B. SCHÄFERS, Soziale Prozesse
bei der Stadtsanierung (1974). Da Sanierungsplanung „im Kreuzungspunkt
zahlreicher sozialer Prozesse" steht, muß versucht werden, diese Vorgänge aufzudecken
und kennenzulernen. Der Soziologie aber steht heute ein ausgefeiltes
Instrumentarium zur Verfügung, um den sozialen Status quo eines Sanierungsgebietes
zu erfassen, denn mit der Sanierung soll oft nur ein Problem baulich
gelöst werden, das soziale Ursachen hat. Ohne Kenntnis dieser sozialen Vorgänge
bestände die Gefahr, „daß die Lösung für die genannten Sozialgruppen nur
zu einem geringen Teil eine Lösung in ihrem Sinne und Interesse ist". Allerdings
können solche Untersuchungen keine pauschalen Lösungen anbieten, sondern
sie müssen die besonderen Bedingungen und Funktionsverflechtungen jedes
einzelnen Ortes oder Sanierungsgebietes aufarbeiten. In großem Rahmen
gehören dazu auch all jene Überlegungen, die versuchen die Frage nach der

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