Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 10
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heft" eintrug, um der Vogelwarte in Radolfzell das Wichtigste zu melden. Als
schwindelfreier Jungstorch-Beringer erstieg er bis ins Greisenalter hinein alle
Horste der näheren und weiteren Umgebung und legte ungezählten Jungtieren
die numerierte Beinmanschette um, oft von den Altstörchen heftig attackiert.

Das Gewölle von Störchen und Eulen, Haarknäuel mit unverdaulichen Resten,
von den Tieren herausgewürgt und in Nestnähe abgelegt, untersuchte er nach
Einzelbestandteilen. Hierbei räumte er mit der landläufigen Vorstellung auf,
Störche ernährten sich in der Hauptsache von Fröschen. Sämtliche Kiefer- und
andere Knochen der verschiedensten Mäuse, Flügeldecken und Beine von Insekten
, klebte er fein säuberlich auf Pappestücke und schrieb dazu die nötigen
Erklärungen. Etliche Schulen des Kreises Kehl verfügen noch heute über entsprechendes
Anschauungsmaterial aus der Hand des Diersheimer Biologen.
Daß er als erster eine bis dahin nur in Südafrika entdeckte Vogelbrutfliege als
durch Importe eingeschleppten Parasiten in den Kadavern verendeter Jungvögel
feststellte, war für mitteleuropäische Ornithologen (= Vogelforscher) eine
Sensation. Bis in die letzten Lebensjahre hinein kamen vom Tropenmedizinischen
Institut der Universität Tübingen regelmäßig Studentengruppen unter
Leitung ihrer Professoren Dr. Fischer und Dr. Wenk nach Diersheim. Gottlob
Schlörer sorgte für Unterkunft und Verpflegung, führte durch die Auwaldun-
gen und Altwasser, informierte über geologischen Aufbau, Entstehungsgeschichte
der Rheinebene, über die von ihm erforschten Erscheinungsformen der
Malaria im mittelbadischen Raum, über die einzelnen Schnakenarten Culex,
Aetes und Anophelis, letztere war die Malaria-Überträgerin, über Flora und
Fauna der engeren Heimat. Er begleitete die Studenten, die in der Hauptsache
Tropenmedizin studierten, auf ihren Forschungsgängen in die Ställe der Landwirte
, erfand praktische Geräte zum Fangen von Eiern und Larven, Insekten
und anderem Getier, ließ ganze Insekten-Zucht-Batterien von Reagenzgläschen
bei sich zuhause installieren und beobachtete mit wissenschaftlichem Eifer
exakt die täglichen Fortschritte, die er in Tabellen und Heften vermerkte und
nach Tübingen weitermeldete. Auch Simulien, Kribbelmücken und andere Plagegeister
der Rheinwälder und angrenzenden Gebiete erforschte er gründlich.

Als das Kehler Heimatmuseum — heute Hanauer Museum — eingerichtet
wurde, beteiligte er sich zusammen mit seinen Kollegen Wilhelm Gräßlin und
Wilhelm Schadt und steuerte wichtige Ausstellungsstücke bei. Die geologische
Sammlung war sein Hauptwerk, für die er viel Mühe verwandte. Er versäumte
nur selten eine Zusammenkunft der Veranstaltungen des Historischen
Vereins für Mittelbaden in Kehl, hielt dort immer wieder vielbeachtete Vorträge
und veröffentlichte hin und wieder in der „Ortenau" oder der Heimatpresse
geschichtliche Abhandlungen. Am Zustandekommen des Heimatbuchs
für den Kreis Kehl im Jahre 1959/60 hatte auch er Anteil durch seine teils
naturwissenschaftlichen, teils heimatgeschichtlichen Beiträge.

Während der Erdölbohrungen der fünfziger Jahre und bei den Brunnenbohrungen
, die der Trinkwasserversorgung im Raum Korker Wald vorausgingen,
entnahm er regelmäßig Bohrproben, die er Schicht für Schicht sammelte und
zu instruktivem Anschauungsmaterial für Schulen verarbeitete. Er zeichnete
maßstabgetreue geschichtliche, geologische und biologische Wandbilder und
Landkarten, präparierte Fische, Vögel und Nagetiere, stellte nach eigenem
Rezept wetterbeständige Farben und Lacke her, gerbte Tierfelle, drehte in
seiner originell eingerichteten Werkstatt an der Drehbank Lampenschirmsockel
, Holzteller, Knöpfe, Griffe und präparierte noch als Achtzigjähriger im
Auftrag von Hauptkonservator Eckerle, Freiburg, 300 Teile eines im Breisgau
geborgenen Römerbrunnens, der für ein Museum rekonstruiert werden sollte.

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