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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 53
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0055
Einer meiner besten Freunde, der Alt-Philologe Professor Dr. Karl Pfaff,
hatte im Jahre 1937 in einer Konferenz den Antrag gestellt, das Humanistische
Gymnasium in Grimmelshausen-Gymnasium umzutaufen. Dieser
seit einigen Jahren verstorbene Lehrer hat mich in Wirklichkeit auf vielen
Spaziergängen für Grimmelshausen begeistert. Und wenn ich heute Mitglied
der Grimmelshausen-Runde bin und mit Bewunderung Grimmelshausen
gelesen habe, so muß ich in Dankbarkeit dieses Mannes gedenken.
Auch Bildhauer Valentin, der zu unserer Runde gehört, hat die gleiche
Meinung.

Und dann das Fernsehen: die haben den „Simplicissimus", den größten
Roman vor der Goethe-Zeit, einfach verkitscht. Das muß man sich vorstellen
! Man hat den Simplex als „tumben Thor" durch die Welt marschieren
lassen und aus ihm wirklich einen Simpel gemacht.

Da meinen die Zuschauer natürlich, auch der Dichter selbst sei so ein
tumber Thor gewesen. Denn die meisten wissen nicht, was das ist: ein
halb-biografischer Roman. Gerade darin liegt der entscheidende Fehler.
Grimmelshausens Jugend hat ganz anders ausgesehen wie die seines
„Simplicissimus". Im ganzen Fernsehfilm war auch von der Ortenau keine
Rede. Wie schön hätte man beispielsweise den Blick von der Moos, den
Mummelsee, Gaisbach und Renchen einbauen können.

Das Fernsehen hat einfach die Stellen herausgepickt, wo geprügelt und
geschlagen wurde. Man hat von dem spritzigen „Simplicius", wie er bei
Grimmelshausen geschildert wird, fast nichts mehr übrig gelassen. Höchstens
das, was in die Abteilung „Kitsch" gehört.

Zweifelsohne hat die „Badische Heimat" viel für Grimmelshausen getan.
Es sind immer wieder Grimmelshausen-Aufsätze in den verschiedenen
Jahrgängen veröffentlicht worden. Aber sie hat sich immer mit Einzelproblemen
befaßt und der niedrigen Auflage wegen selten den einfachen
Mann auf der Straße erreicht.

Glücklicherweise ist die Wissenschaft in den letzten Jahren ein ganzes
Stück weitergekommen. Wir wissen jetzt, daß Grimmelshausen 1621 geboren
wurde und nicht 1624, wie man noch 1924 angenommen hat, als man
hier in Renchen den falschen Geburtstag feierte.

Trotzdem muß ich hier den Renchenern ein ganz großes Kompliment
machen. Sie waren es, die mit den Feiern zum 200. Todestag ihres ehemaligen
Schultheißen vor hundert Jahren die Forschung in Gang gebracht
haben. Aber seither ist nicht mehr viel geschehen.

Nun zu Grimmelshausen in der Ortenau!

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