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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 54
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0056
Der junge Grimmelshausen ist mit der Götzschen Armee — nach der Niederlage
bei Breisach — nach Offenburg gekommen. Wann, das wissen wir
nicht auf den Tag genau. Er war aber im Frühjahr 1639 — 18jährig —
in Offenburg.

Er ist gleich Regimentsschreiber geworden. Ein enorm verantwortungsvolles
Amt für so einen jungen Mann. Aber Grimmelshausen war fast
ein Gelehrter. Er hatte die Schule in Gelnhausen besucht, sogar Latein
gelernt. Und er hatte als aufgeweckter Bursch auch von den Fremdsprachen
, die er im Verlauf des Krieges mitbekam, aufgeschnappt und behalten
, was nur möglich war. Er war kein „tumber Thor".

So ein Mann fällt natürlich auf, in einer Zeit, in der die meisten Soldaten
nicht lesen und nicht schreiben konnten. Und deshalb ist er so schnell
vorwärts gekommen.

Der Obrist Hans Reinhard von Schauenburg merkte bald, was in dem
jungen Kerl steckte. Und er hat ihn nach dem Krieg 1648 auch nicht mehr
gehen lassen, sondern mit zu sich nach Gaisbach genommen. Einen besseren
Verwalter für seine Güter hätte er sich gar nicht vorstellen können.

Am 7. September 1649 hat Grimmelshausen, das wissen wir genau, in
Gaisbach seine Schaf fner-Tätigkeit aufgenommen. Aber eine Woche vorher
war für Grimmelshausen noch etwas ganz Entscheidendes geschehen: er
hat geheiratet. Und zwar die Tochter des Wachtmeisterleutnants Johann
Henninger in Offenburg. Am 30. August hat er die hübsche 21jährige
Katharina Henninger vor den Altar in der Kreuzkirche in Offenburg geführt
.

Es muß eine glückliche Ehe gewesen sein, die die beiden miteinander verlebt
haben. Zehn Kinder haben sie gehabt, sechs Mädchen und vier Buben.

Die Zeiten waren schlimm, alles war zerstört und ruiniert von dem Krieg,
der praktisch eine ganze Generation lang gedauert hat und der von 15
Millionen Menschen des damaligen deutschen Landes noch sage und
schreibe 8 Millionen übrigließ. Die Angst ging um. Und trotzdem war
Grimmelshausen nicht der verschüchterte, der arme Mann, wie er in der
Literatur oftmals geschildert wird.

Er hat als Schaffner zwar nicht gerade exzellent verdient, 50 Gulden im
Jahr und Naturalien. Aber das hat durchaus ausgereicht. Die Bauern hatten
viel, viel weniger.

Grimmelshausen konnte sogar die Spitalbühne kaufen, ein vergammeltes
Grundstück, das ihn aber immerhin noch 15 Gulden gekostet hat.

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