Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 55
(PDF, 70 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0057
Leider sind uns aus dem Leben Grimmelshausens nur Urkunden erhalten,
die irgendwelche geschäftlichen Dinge berühren. Das hat zu vielen Mißverständnissen
geführt, die endlich geklärt werden sollten.

Da erfährt man zum Beispiel, daß Grimmelshausen 1657, am Osterdiens-
tag, sein „Oberes Wirtshaus" eröffnet hat, es allerdings schon im Dezember
des nächsten Jahres wieder geschlossen hat.

Deswegen hat nun alle Welt geglaubt, die Sache habe sich nicht rentiert.
Aber das kann nicht stimmen.

Grimmelshausen muß, obwohl Gaisbach nur 40 Einwohner hatte, doch
genügend Gewinn gemacht haben, sonst hätte er nicht, nach seinem Abschied
von der Ullenburg, den „Silbernen Stern" aufgemacht. Und er hätte
auch nicht 1659 das erste Haus auf der Spitalbühne bauen können und
wenig später die Wirtschaft.

Grimmelshausen hat das alles auch nicht getan, weil er Krach mit den
Schauenburgern hatte, wie die Wissenschaft es eine ganze Zeit lang
glaubte. Sein ganzer Lebensweg ist bestimmt von dem unbändigen Willen,
schreiben zu wollen. Und unter diesem Aspekt muß man alle seine Lebensstationen
und seine Entschlüsse sehen.

Und nun zum Dichter. Da ist wohl das meiste falsch gesehen worden. Die
einen haben gemeint, er sei so eine Art Schwarzwälder Dorfpoet gewesen.
Die Germanisten haben inzwischen nachgewiesen, daß Grimmelshausen
ein ungeheuer belesener Mann war, der mehr Bücher gelesen hatte als
die meisten Menschen seiner Zeit.

Am Ende des letzten Jahrhunderts gab es sogar im Preußischen Landtag
eine Riesendebatte über den „Simplicissimus", weil die Katholischen und
die Konservativen dieses Buch als Schullektüre abschaffen wollten. Ihnen
hat die derbe und direkte Aussprache des Dichters nicht gefallen. Praktisch
mit dem Zentimetermaß ist man an das Buch herangegangen und hat
abgemessen, wie lange der „Simplicissimus" gut und sittenrein war und
wie lange er schlimm und gar ein Verbrecher war.

So kann man dem großen Dichter natürlich nicht gerecht werden. Grimmelshausen
hat den größten realistischen Roman vor der Goethe-Zeit geschrieben
, er ist auf eine Stufe zu stellen mit unseren größten deutsch
Dichtern.

Geschrieben hat er seine Werke in unserer GegenH ~* Daisbach, aul der
Ullenburg und natürlich hier in Renchen.

Es war alles für ihn sieb- einfach. Aber Grimmelshausen hat verstände
« n«wer gefunden. Zuerst den sehr gebildeten Philipp von Scnau-

55


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0057