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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 87
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0089
Eine römische villa rustica bei Gaggenau-Oberweier

Von Gerhard Hoffmann

Der badische Oberforstrat K. F. V. Jägerschmid (1774—1863), lange in Gernsbach
tätig, war einer der führenden Forstleute des Großherzogs von Baden. Er war
übrigens der erste bürgerliche Akademiker unter den badischen Forstbeamten.
Schon 1800 schrieb er ein Büchlein mit dem Titel „Beschreibung des Murg-
thales mit basonderer Hinsicht auf Naturgeschichte und Statistik". 1846 als
Pensionär gestaltete er dieses Büchlein zu einer Art Führer durch den Nordschwarzwald
aus. Es erhielt den Titel „Baden und der untere Schwarzwald im
Großherzogthum Baden mit seinen Thälern und Gesundbrunnen".1 Als Mann
mit klassisch-humanistischer Bildung ging er auch auf die Geschichte der Siedlungen
ein und berichtete besonders gern über deren „Alterthümer". Seine
Begeisterung sah überall Römerspuren.

Geheimrat E. Wagner begann anfangs unseres Jahrhunderts erstmals die gesamten
„Alterthümer" Badens (alle vor- und frühgeschichtlichen Fundstellen
und Funde) systematisch zu sammeln, zu ordnen und zu katalogisieren, kurz
gesagt zu dokumentieren. Jägerschmids Buch, das er zweifellos gekannt hat,
konnte er als Quelle nicht verwenden. Kaum eine von Jägerschmids römischen
Fundstellen war römisch, wie Wagner schnell bemerkte. Alle Angaben Jägerschmids
genau zu überprüfen, hatte er entweder keine Möglichkeit oder sah
dies als reine Zeitverschwendung an. Wie dem auch sei, er schied Jägerschmids
Büchlein als Quelle zu seiner wissenschaftlich so bedeutsamen Arbeit aus —
von seinem Standpunkt her sicher berechtigt. 2

Nun ist aber die Beschreibung der Fundumstände und der Funde an einer
Stelle des Jägerschmidschen Buches (Seite 182—184) so genau, daß der heutige
Leser Verdacht schöpfen muß: Hier liegt doch ein römerzeitlicher Fund vor, der
(als Tempel fehlgedeutet) ein römischer Gutshofskeller ist.

In diesem Abschnitt heißt es:

„Nächst dem Dorfe, am Fuße des Eichelberges, unfern des Brettwegs, beim
sogenannten Bischweirer Thor, auf einer Stelle, welche ,beim Klösterlein' benannt
wurde und mit alten Eichen licht bestanden war, fand 1806 die Abhol-
zung und Anbauung des Platzes zu Feldanlagen statt. Bei Ausstockung und
Umgrabung desselben kam man in geringer Tiefe auf römisches Mauerwerk,
und bald waren die wohlerhaltenen Fundamente und Umfassungsmauern eines
römischen Tempels, dessen innerer Raum 20 Fuß Länge, 15 Fuß Breite und
etwa 12 Fuß Höhe haben mochte, von Schutt befreit.

1 Näheres siehe Dr. Fr. v. Weech, „Badische Biographien", 1. Teil, 1875. Hier ist allerdings das Ausgabedatum
des Buches unrichtig mit 1852 angegeben. (Vielleicht handelt es sich dabei um eine Neuauflage
.)

2 Dr. Ernst Wagner war Direktor der Großherzoglichen Sammlungen für Altertum und Völkerkunde in
Karlsruhe. Seine zweibändige Dokumentation trägt den Titel „Fundstätten und Funde aus vorgeschichtlicher
, römischer und alamannisch-fränkischer Zeit im Großherzogtum Baden". Der Teil 1 erschien 1908,
der Teil 2 1911 in Tübingen.

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