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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 89
(PDF, 70 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0091
Die Seitenwände waren nach den vier Weltgegenden gekehrt und Vli Fuß
dick, mit hartem Mörtel überzogen und geglättet. In den inneren und längeren
entgegengesetzten Seitenmauern befanden sich, und zwar in jeder, drei Nischen
in gleicher Entfernung von einander, jede 2V2 Fuß hoch und 3 Fuß vom
geplatteten Fußboden erhaben. In zwei dieser Nischen standen aus gewöhnlichem
, gebranntem Thone gefertigte Aschenkrüge (Ossaria) mit Deckel versehen
, von einfacher Form."

Ferner werden „zwei unversehrte, steinerne Säulen römischer Ordnung" genannt
, 3 dann ist die Rede vom „Vorderkörper eines gezäumten Pferdes von
Stein" und schließlich: „Eine Menge irdener Scherben von Gefäßen, theils aus
gewöhnlichem Thon, theils aus rother terra sigillata und Lämpchen aus dem
selben Stoffe gefertigt, ..."

Über diese Stelle bei Jägerschmid berichtete schon kurz nach dem 2. Weltkrieg
Heinrich Langenbach (Gernsbach) in der Lokalpresse. Emilie Ruf (Baden-
Baden) gab 1952 einen Bericht darüber an das Staatliche Amt für Ur- und
Frühgeschichte nach Freiburg. Sie machte auch den Verfasser auf diese Literaturstelle
aufmerksam. 1974/75 wurde versucht, die örtlichkeit bei Oberweier
zu lokalisieren. Wenn man bei Jägerschmid drei topographische Angaben findet
, so scheint die Lokalisierung nicht schwer. Doch dem war keineswegs so.
Leider ist nur die Bezeichnung „Brettweg" (21A km lang) heute noch gebräuchlich
. Weder die ältesten amtlichen Karten noch das älteste Einrichtungswerk
der Forstverwaltung (beide reichen bis fast in die Mitte des letzten Jahrhunderts
zurück) kennen nahe dem Brettwege ein „Klösterlein" oder ein „Bischweierer
Thor".

Befragungen alter ortskundiger Einwohner ergaben, daß man zwar kein „Klösterlein
" aber sehr wohl ein Gelände mit den volkstümlichen Bezeichnungen
„Klösteräcker", „Klosterwiese" und „Klosterpforte" kennt: den oberen waldfreien
„Hasensprung", wie das Gelände offiziell schon seit der Mitte des letzten
Jahrhunderts genannt wird. Obwohl die Albtalklöster hier Besitz hatten,
konnte dies ein brauchbarer Hinweis sein. Von einem „Bischweierer Thor"
allerdings wußte niemand etwas. Da der „Hasensprung" an seinem unteren
Ende von einem stark eingetieften Hohlweg (durch den der Brettweg zieht)
geschnitten wird, konnte angenommen werden, daß dieser Hohlweg einst
mals die Bezeichnung „Bischweierer Thor" trug. Es gibt allerdings einen
zweiten derartigen Einschnitt am Brettweg, IV2 km näher bei Bischweier (und
einen dritten nahe bei Bischweier). Einsichtnahme in die Ortsakten im Generallandesarchiv
ergaben für diese Stelle keinen Hinweis. Doch zeigte diese Nachforschung
, daß es an einer anderen Stelle, östlich des Dorfes Oberweier, eine
eindeutig auf einen Hohlweg zu beziehende Stelle gibt, die noch kurz nach
1800 „Tränkgäßler Thor" hieß. Auch diese Bezeichnung ist in der Bevölkerung
heute völlig unbekannt.

Im Februar 1975 wurde mit einem Sondiereisen in dem fraglichen Gelände
eine kleine Untersuchung vorgenommen; sie machte sehr wahrscheinlich, daß
hier eine römische Fundstelle zu erwarten war. Eine kurzfristige Suchgrabung
des Verfassers im Auftrage des Landesdenkmalamtes im Juli 1976 bestätigte
dann diese Vermutung. 4

3 Dem bei Jägerschmid erwähnten Verbleib der beiden Säulen wurde in Bischweier nachgegangen, bis
heute leider ohne Erfolg.

4 Funde von hier wurden seit Jägerschmid nie bekannt. Nur vom nahen Hofgut Winkel wurden 1958
Lesefunde gemeldet (Bad. Fundberichte, 22. Jg., 1962, S. 275).

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