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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 132
(PDF, 70 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0134
Die Gründung des Klosters Schuttern, Prinz Offo
und König Dagobert

Von Karl List

Für die frühe Geschichte des Klosters Schuttern spielt eine dubiose Urkunde
eine fragwürdige Rolle. Sie schien jahrzehntelang verloren, befindet sich jedoch
unter der Nummer A 1 im Generallandesarchiv Karlsruhe. Sie ist oft behandelt
und umstritten; über ihre Unechtheit bestehen aber keine Zweifel. So
scheint es abwegig, sich wiederum mit ihr zu befassen. Es sind jedoch die Ergebnisse
der Grabung in Schuttern, die Anlaß geben, sich ihrer zu erinnern.
Von den meisten Historikern wird diese Urkunde als „grobe Fälschung", auf
den ersten Blick zu erkennen" ad acta gelegt.1 Eine Fälschung, die auf den ersten
Blick als solche zu erkennen ist, wird jedoch sinnlos. Ein Fälscher wird
alle Mühe und Kenntnis aufwenden, einen erfundenen unwahren Tatbestand
glaubhaft zu machen; eine schnell durchschaubare Fälschung setzt einen unwissenden
und ungeschickten Fälscher — und einen erlogenen Tatbestand voraus
. Die fälschenden Mönche in Schuttern oder auf der Reichenau waren
weder unwissend noch ungeschickt, sie wußten sehr wohl, daß eine Dagobert-
Urkunde des 7. Jh. nicht mit karolingischer Minuskel, sondern mit vorkaro-
lingischer Unziale zu schreiben war. Die Urkunde ist nun aber in enger Anlehnung
an Urkunden Heinrichs II., sowohl was den Schriftcharakter betrifft, als
auch in der Formulierung ihres feierlichen Beginns verfaßt. Heißt es bei Heinrich
II. um 1004: „IN NOMINE SANKTAE ET INDIVIDUAE TRINITATIS

---DIVINA FAUENTE CLEMENTIA —",2 so lautet es in unserer Schut-

terner Dagobert-Urkunde genau so, nur die Königsnamen sind ausgewechselt.
Selbst die Anfangs-Marginalien gleichen sich mit ihren Verzierungen. Zweifellos
hatte der Schreiber der Urkunde solche Kaiser Heinrichs vor sich und nahm
sie sich zum Vorbild. Es ist anzunehmen, daß dieser Schreiber in Schuttern
saß und noch im 11. Jh. die Niederschrift über die Schenkung König Dagoberts
an das Kloster Offoniswilare fertigte. Auffällig bleibt, daß der Urkunde ein
Königs-Signet fehlt, während die Heinrichs-Urkunden durch ihre feierlichen
Signets ausgezeichnet sind. Die Niederschrift schließt mit einfachen Zeilen:
„Data non.nov. Anno Incarn. DCCV. Indictione V III Anno vero regni gloriosis-
simi DagoBerti Regis XI. actum argentinae in dei nomine feliciter. amen." (Die
Urkunde ist im vollen Text abgedruckt und kommentiert von Jos. Bader im
Band III/1852, S. 94 der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins.)

Was sagt diese Urkunde, was bekundet sie? In kurzen Worten: Bischof Arbogast
von Straßburg empfiehlt dem König Dagobert die Schenkung eines Hofes
in Herlisheim — in der Diözese des Bischofs von Basel gelegen— an das Kloster
Offoniswilare. Datiert ist sie für das Jahr 705. Beginnen wir mit dem
Bischof Arbogast. Nach Grandidier soll Arbogast im Jahre 673 zum Bischof
erhoben sein,3 woraus Bader schloß, daß also nur König Dagobert II. (693 bis

1 K. Schaffner, Die Frühgeschichte des Klosters Schuttern, in „Die Ortenau" 41, 1961, S. 231.

2 Trouillat, Monuments de l'hist. de l'ancien Eveche de Bäle, Doc. 88.

3 Grandidier, Annales breves Argentinenses, 1778, I. 206, 217.

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