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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 155
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0157
Dinghof. Er wurde vom Grundherrn selbst oder durch einen von ihm bestellten
Beamten in Eigenwirtschaft betrieben. Die Bauern auf den Nebenhöfen
waren abhängige Leute und hatten dem Fronhof Dienste zu leisten
und Abgaben zu entrichten. Da die Eigenwirtschaft der Fronhöfe meist
gering war, blieben die Dienste (Fronen) durchweg bescheiden; wichtiger
waren die Abgaben. Eine Besonderheit dieser Form der Grundherrschaft
war, daß der Grundherr nicht nur Obereigentümer des Bodens war, sondern
auch Obrigkeit, Gerichtsherr für alle Streitigkeiten und Vergehen,
die sich aus diesem Abhängigkeitsverhältnis ergaben. Mit Gemeindegericht
hat dieses Gericht nichts zu tun.9 Solch einen Fronhof oder Hubhof besaß
Berthold in Achern. Zu ihm gehörten die 4 Huben, die er dem Kloster
Hirsau vermachte.

Hube

Berthold schenkte Hirsau IUI hubas (4 Huben). Was ist eine Hube? Hube
ist in sprachlicher Hinsicht die oberdeutsche Form von Hufe. Sie ist kein
äußeres Maß, sondern bezeichnet eine wirtschaftliche Größe, nämlich einen
Bauernhof samt soviel Besitz, der nötig ist, um den Lebensunterhalt einer
Familie zu sichern. Dazu gehören Haus und Hof im Dorfbereich, je einen
Ackerstreifen, einen Zeigen, in den verschiedenen Gewannen zur Eigennutzung
und einen Anteil an der gemeinsamen Allmendnutzung. Hufen
sind das echte Bauernland in der Gemeinde. Ihr Ursprung ist umstritten.
Vermutlich waren an ihrer Entstehung die Grundeigentümer der großen
Besitzungen entscheidend beteiligt. Die Bauern, die auf einer Hube saßen,
waren zwar Eigentümer, aber abhängige Leute und dem Grundherrn zu
Diensten und Abgaben verpflichtet. Diese bestanden vor allem in Naturalien
. Da in der frühmittelalterlichen Landwirtschaft die Viehwirtschaft
und nicht der Ackerbau die entscheidende Rolle spielte, genügte für eine
Hube eine geringere Anbaufläche. Für die Viehzucht standen die großen
Flächen der Allmende zur Verfügung. In unserer Gegend umfaßte 1 Hube
etwa 30—40 badische Morgen (= etwa 10 ha).10

Pars ecclesie

Im Text heißt es, Berthold schenkte ad villam Acchara partem ecclesie
(... seinen Kirchenanteil). Es handelt sich hier nicht um eine Pfarrkirche,
denn Achern gehörte damals zur Pfarrei Sasbach, sondern um eine Kirche

9 Vgl. Georg von Below, Geschichte der deutschen Landwirtschaft des Mittelalters in ihren Grundzügen
(2. A. 1966).

F. Lütge, Deutsche Sozial- und Wirtschaftsgeschichte (1952).

F. Lütge, Geschichte der deutschen Agrarverfassung vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert
(2. A. 1967).

G. Franz, Geschichte des deutschen Bauernstandes vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert
(1970).

10 Vgl. Georg von Below, Geschichte der deutschen Landwirtschaft des Mittelalters (2. A. 1966).

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