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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 169
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0171
Auf diese Weise lernte der junge Lambert als Laienschüler die kulturellen,
wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse einer bedeutenden Reichsabtei
kennen. Andererseits wurde er auch den Mönchen und Scholaren, die später
zum Teil Gengenbacher Mönche wurden, hinreichend bekannt. Dabei wuchs in
ihm die Freude am mönchischen Leben. Nach Abschluß seiner Schulzeit in
Gengenbach war er wieder in seiner unterelsässischen Heimat. Von dort entschloß
er sich, Mönch zu werden und trat als Novize in das Kloster Neuweiler
bei Buchsweiler ein, dem nächsten Pirminkloster bei seinen Eltern. Hier vertiefte
er seinen frommen Sinn und erweiterte spielend seine Bildung zu einem
weltweiten Wissen und Können 8. Sein Gedächtnis wuchs durch seinen Lerneifer
zur Scheune eines umfangreichen Wissens. Sein lebhaftes Denken verband
das Einzelwissen zu einer weiter deutenden Wissenschaft und zu einer
überzeugenden Beredsamkeit, nicht nur Kanzelberedsamkeit. Dies alles in Verbindung
mit eiserner Beharrlichkeit formte allmählich eine eindrucksvolle,
einmalige Persönlichkeit. In allem leuchtete er den übrigen Mönchen voran.
Sein Name strahlte bald weit herum in die Gegend, vor allem in die Klöster
der Pirminobservanz, zu der Gengenbach ursprünglich als eine Art Vorort
zählte.

Auch in Gengenbach erinnerte man sich des einstigen Scholaren, der schon
damals Aufsehen erregt hatte. Nach dem Tode des Abtes Berthold IV. sollte
1354 ein neuer Abt gewählt werden. Da fand man aus den alten Klosterbüchern
, daß auch aus den übrigen Pirminklöstern ein Abt gekürt werden könnte,
falls im eigenen Kloster kein Kandidat zur Verfügung stände. Die Wahl fiel
auf den Neuweiler Mönch Lambert 9.

Wenn wir dran denken, daß er noch im jugendlichen Alter von etwa 30 bis
35 Jahren war, so führt uns die Rückrechnung auf 1320 bis 1325 als ungefähre
Geburtszeit.

In Gengenbach wußte man, warum man einen Mann von solcher Persönlichkeitsstärke
und solchen geistigen Qualitäten als Abt haben wollte. Denn die
Zeit um 1354 war eine recht düstere. Die Pest schlich im Reiche herum und
forderte auch in Gengenbach ihre Opfer. Auch durch Gengenbach zogen die
Geißlerscharen, die durch ihre Bußfahrten und die täglich wiederholte Geißelung
den Himmel bestürmten, daß der Herr das große Sterben abwenden möge.
In Gengenbach offenbarte sich nicht nur Lamberts einmalige Begabung als
Gelehrter, sondern ebenso sein Geschick als gewandter und einfallsreicher
Verwalter der sehr umfänglichen Abteiherrschaft sowie als gedankenvoller
Steuermann durch die gefahrenschwangere politische Zeit in der Mitte des
14. Jahrhunderts. Man sollte nun meinen, daß er als Abt einer so großen Klosterherrschaft
genug zu tun hätte. Aber sein schon jetzt weitstrahlender Ruf
bewirkte es, daß die Gengenbacher einen solchen Könner nicht allein behalten
durften.

Bald nachdem er Abt in Gengenbach geworden war, machte ihn sein Teilvorgesetzter
, der Straßburger Bischof Johann II. (1353 bis 1365), zu einem seiner
Hofkapläne, damit er ihn jederzeit zu Beratungen hinzuziehen konnte.

Der neugewählte Abt war auch vom Papst zu bestätigen. In diesem Zusammenhang
wanderte sein Gelehrtenruf auch nach Rom bzw. nach Avignon. Der
Papst zögerte daher nicht, ihn mit besonderen Sendungen zu betrauen. Um die
Ausführung solcher Aufträge zu erleichtern, sollte in jener Zeit des einge-

8 GLA, K, Handschrift 229, S. 10.

9 Verum etiam dignitatem adeptus multo maiori diligentia literis incubuit atque sua eruditione apud
omnes magnum sibi nomen comparavit. GLA, K, Handschrift 229, S. 10.

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