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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 186
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er mit großem Ruhm und Nutzen. Jedes Bistum hoffte nämlich, daß er es in
jenen stürmischen Zeiten nicht ohne Nutzen übernehmen werde." 70

Die bisher angeführten Tätigkeiten bestätigen diese wirklich zeitgenössischen
Urteile. Er war der aktivste aller Gengenbacher Äbte.

Das abschätzende Urteil bei Wimpheling-Moscherosch mag sich insbesondere
auf die Aussagen von standesbewußten Adeligen stützen, allein er kann nicht
ganz an Eigenschaften, die sein Wesen darstellen, vorbeigehen. Es heißt da
z. B. „er übertraf in den Wissenschaften und an Gelehrsamkeit, ebenso auch in
weltlicher Klugheit, um nicht zu sagen Schlauheit, alle übrigen .. . Obgleich
die Adeligen ihn mit Haß verfolgten, war ihm dennoch das Glück in weltlichen
Dingen günstig" 71.

Das Nachteilige sollte wohl überwiegen, aber sein wirkliches Lebenswerk
spricht eine völlig gegenteilige Sprache. Nicht viel anders steht es bei Remling.
Richtiges und Falsches vermischen sich dort miteinander. Die Darstellung seiner
letzten Lebensjahre ist völlig unzutreffend, wenn er, wie auch Wimpheling
-Moscherosch und Simonis, behauptet, daß Lambert „die Mitra bußfertig
oder mißmutig niederlegte und sich in die Abtei Gengenbach zurückzog, wo er
im Jahr 1398 Ruhe im Grab gefunden haben soll" 72. Alle diese Angaben stimmen
nun ganz und gar nicht mit der Wirklichkeit überein.

Hier wollen wir nicht vergessen zu klären, ob Lambert wirklich Reichskanzler
des Kaisers Karl IV. gewesen ist, wie häufig zu lesen ist "3. Im ältesten noch
vorhandenen Protokollbuch der Abtei Gengenbach (Nr. 228) heißt es consilia-
rius, allein so fein und eng geschrieben, daß man es leicht für cancellarius
lesen konnte. Im Protokollbuch 229 steht klar consiliarius. Sonst heißt es oft
Kanzler des Kaisers Karl IV., meist ohne sonstige Beifügungen. Bei Wimphe-
ling wird Lambert schon etwas genauer Magister epistolarum (= Urkundenmeister
), der er auch wirklich war, und Kanzler Karls IV. genannt. Das macht
uns damit bekannt, daß er tatsächlich das Urkundenwesen beherrschte, was ihn
allerdings für das Kanzleramt geeignet machen konnte. Der Kaiser selbst
nannte ihn in den uns zugänglichen Urkunden, soweit ich feststellen konnte,
nur „seinen Rat" oder ausführlicher „seinen lieben Fürsten und geheimen
Rat von Speyer" "4. Bei Remling wird in einer Anmerkung immerhin vermerkt:
„Mehrere Chronisten nennen Lampert sogleich Kanzler des Kaisers. Dieses
wurde er aber erst später." 75 Also hier erstmals wenigstens ein kritisches Bedenken
. Aber wann wäre es möglich gewesen? Auf dem 2. Romzug war der
Kaiser vom Frühjahr 1368 an in Italien und vom 19. Oktober bis gegen Weihnachten
1368 in Rom. Von dort zog er nach Norden und verweilte längere Zeit
in Lucca.

70 Adeo doctrina ac pietate profecit. Multo maiori diligentia literis incubuit atque sua eruditione apud
omnes magnum sibi nomen comparavit. Carolus res imperii gravissimas administrandas commiserit. In
eo officio cum mira dexteritate pergeret. Speyer per annos 9 magna diligentia gubernavit atque sua
vita reliquis optimo exemplo fuit. Bambergae magna cum laude et utilitate praefuit. Satis enim erat
Lambertus, ut quaelibet ecclesia speraret eum in turbatis Ulis temporibus non sine fructu potiturum.
GLA, K, Handschr. 229, S. 10 f.

71 Wimpheling a.a.O. S. 49 u. 95.

72 Remling a.a.O. S. 631 ff. u. 642.

73 Wimpheling 1660, a.a.O. S. 49; Georg Schmidt, Die Familie von dem Borne I, 258; Remling a.a.O.
631 u. 640; Clauss a.a.O. 762; J. Kindler von Knobloch, Das Goldene Buch von Straßburg I, 143;
L. Pfleger, Kirchengeschichte der Stadt Straßburg 109; u. andere.

74 z. B. Remling a.a.O. 631 Anmerkung 1665 zum Jahr 1366.

75 Ebenda.

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