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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 188
(PDF, 70 MB)
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halten. Der zurückgekehrte Obermarschall führte den Abt in das große Audienzzimmer
, in dessen Mitte er stehen blieb. Dort saß auf einem erhöhten Platz
unter einem Baldachin der Fürstbischof im Talar und Chorrock und hatte sein
rotes Birett auf. Neben ihm standen sein Kanzler und andere Zeugen, darunter
meist zwei Domkapitulare. Stehend bat der Abt in der Mitte des Zimmers um
Verleihung der Regalien und Temporalien des Klosters Gengenbach. Darauf
schlug der Kanzler dem Fürsten vor, die Bitte des Abtes zu erfüllen und ihn
nach dem alten Herkommen zu belehnen.

2. Jetzt stellte der Kapellendiener einen unbedeckten Kniestuhl mit darauf
gelegtem Evangelienbuch und weißer Stola in die Nähe des Fürsten. Der Abt
legte sich die Stola um, kniete nieder und verlas den herkömmlichen Lehenseid
: „Ich Bruder Stephan, Abt des Klosters Gengenbach Sankt Benediktenordens
, in der Straßburger Diözese, verspreche und schwöre, daß ich dem
hochwürdigsten Fürsten und Herrn, dem Herrn Lambert, Bischof von Bamberg
, meinem gütigen Herrn und seinen Nachfolgern als Bischöfen, sowie der
Kirche von Bamberg treu sein will. Das Gute und Nützliche werde ich nach
Kräften befördern, Schaden und Gefahren dagegen von ihnen fernhalten. Ich
werde auch nicht an Beratungen teilnehmen, wo etwas Böses gegen sie oder
die Bamberger Kirche verhandelt wird. Ich will auch die Zinse und Güter,
bewegliche und unbewegliche, sowie die Rechte, die zur Abtei meines Klosters
und zum Kloster selbst gehören, ohne Erlaubnis und Zustimmung meines
Herrn, des erhabenen Bischofs von Bamberg und seiner Nachfolger, nicht verkaufen
oder sonst veräußern, Veräußertes dagegen nach Kräften zurückgewinnen
, und auch sonst in all den Dienstbarkeiten, welche meinem Herrn, dem
Bischof von Bamberg und seinen Nachfolgern, sowie der Bamberger Kirche in
Gestalt eines Lehens zeitlicher Güter kraft eines besonderen kaiserlichen Privilegs
an die Bamberger Kirche durch die erhabenen Kaiser verliehen sind
und jetzt mir gütigst gegeben werden, will ich mit allem, was darunter begriffen
ist, meinem Herrn, dem Bamberger Bischof und seinen Nachfolgern,
ergeben und treu dienen ohne alle Hinterlist und Betrug, so wahr mir Gott
helfe und die vier heiligen Evangelien".

Daran schließt er noch die Worte: „Im Anfang war das Wort" unter gleichzeitiger
Berührung des Evangelienbuches, wodurch symbolisch das ganze Evangelium
bezeichnet wird.

3. Im Sitzen nahm darauf der Lehensherr sein Birett vom Haupt, verlas die
Belehnungsformel: „Ich Lambert, Bischof von Bamberg, übertrage dir Bruder
Stephan, Abt des Klosters Gengenbach, alle Güter und jedes einzeln, die Regalien
und Temporalien, welchen Namen sie auch immer tragen mögen, die zum
Kloster Gengenbach gehören. Mit ihnen belehne ich dich und verfüge darüber
durch Aufsetzung meines Birettes im Namen des Vaters, des Sohnes und des
Heiligen Geistes." Mit diesen Worten setzt er dem Abt einen Augenblick lang
sein Birett auf, wodurch die Belehnung symbolisiert wird.

4. Dadurch ist der Abt der Gefolgsmann des Bischofs geworden und muß sich nun
seinerseits mündlich und urkundlich als Lehensmann des Bischofs bekennen,
indem er anschließend die vorbereitete diesbezügliche Urkunde verliest: „Ich
Stephan, Abt des Klosters Gengenbach Sankt Benediktenordens, Straßburger
Diözese, bekenne öffentlich durch diese Urkunde, daß der hochwürdigste Fürst
und Herr Lambert, Bischof von Bamberg, unser gütigster Herr, auf meine demütige
Bitte die Regalien, Lehensgüter und Temporalien, sowie die Gerichtsbarkeiten
, Freiheiten und Rechte unseres Klosters, deren Verwaltung und
Leitung mir anvertraute und gütigst übertrug und dafür von mir den üblichen
Eid und das Treuegelöbnis empfing und seinerseits mich damit investierte in

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