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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 203
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0205
und des Kinzigtals besucht und visitiert.35 Im Jahre 1537 wurde in Schmalkalden
schließlich das Herrschaftsgebiet des Fürstenbergers zu den evangelischen
Gebieten gezählt.

c) Die Situation in den Reichsstädten Offenburg und Zell a. H.

Aus dem Bericht des Offenburger Kirchherrn Lazarus Rapp erfahren wir,36
daß die kirchlichen Verhältnisse in Offenburg zu Beginn des 16. Jahrhunderts
nicht zum besten bestellt waren: Der Klerus vernachlässigte seine Seelsorgs-
pflichten, während die Stadt vermehrten Einfluß auf die Kirche gewann, seit
sie Ende des 15. Jahrhunderts eine Predigerpfründe eingerichtet hatte.37

Im Zusammenhang mit der Einführung der Reformation in der Landvogtei
Ortenau können wir jenem Brief des Offenburger Kirchherrn Kaspar von
Mündt auch einiges über das Vordringen der Reformation in Offenburg entnehmen
. In seinem Bericht über die Vorgänge an der Liebfrauenkirche zu
Weingarten, die in der Landvogtei lag, aber zum Offenburger Kirchspiel gehörte
, erfahren wir, daß es in Offenburg neben den „bösen" (wohl Anhänger
der neuen Lehre) auch „die recht christgläubigen menschen" gab, „deren noch
viel in der pfar Offenburg (und durch einen ersamen rat daselbst mit höchstem
vliß nach irem vermögen ganz ordenlich dartzu gehalten werden) von altwiriger
herbrachter Christgloubiger Ordnung und gehorsamkeyt" abgebracht würden.

Es geht m. E. an dieser Stelle klar hervor, daß der Rat die Anhänger der alten
Lehre zu diesem Zeitpunkt noch unterstützte. Doch im gleichen Jahr 1525 soll
der Rat noch zwei vom Kirchherrn unabhängige Prediger angestellt haben und
zur Reformation übergetreten sein.38 Jetzt habe sich in Offenburg die Reformation
ausgebreitet, und auf dem Augsburger Reichstag von 1530 seien die Abgesandten
der Stadt an der Seite Straßburgs für die neue Lehre eingetreten.39
Auf dem gleichen Reichstag versprach die Stadt mit anderen Reichsstädten besonderen
Gehorsam, was schließlich einen Umschwung Ottenburgs in der Frage
der Reformation nach sich zog, der bewirkte, daß die Stadt vom Jahre 1531 an
wieder der alten Lehre anhing, und der Rat die Reformation fortan bekämpfte
.40 Offenburg wurde nun zum katholischen Gegenpol Straßburgs und
hoffte, so an Bedeutung zu gewinnen. Jedoch vollzogen offenbar nicht alle protestantisch
gewordenen Bürger die Rückkehr zur alten Lehre, so daß sich der
Rat veranlaßt sah, den Bürgern den Besuch auswärtiger Predigtgottesdienste
zu verbieten. Und im Jahre 1560 erließ der Offenburger Magistrat eine Kirchenordnung
, in der er u. a. befahl, „das hinfürter kain außlendischer predicant
in unser statt" taufen, Sakramente spenden und predigen dürfe, „sonder ein
yeder sich unser als des catholischen, waren geprauchs der heiligen sacramen-
ten" bedienen solle.41

Sind schon die Quellen für die Reformationsperiode in Offenburg recht spärlich,
so wissen wir von möglichen Vorgängen in der kleinen Reichsstadt Zell am Harmersbach
kaum etwas. Dieser Sachverhalt dürfte wohl von dem großen Stadtbrand
herrühren, der 1543 die Reichsstadt heimsuchte und sämtliche Akten und

35 Zit. bei Vierordt, a.a.O. S. 309; ob diese Angabe auch für das Kinzigtal zutrifft, muß bezweifelt
werden, da Graf Wilhelm die Reformation in der Herrschaft Kinzigtal erst nach dem Tode seiner
Mutter offiziell einführen konnte. S. u.

36 Bericht des Kirchherrn Lazarus Rapp über die Pfarrei Offenburg vom 26. Sept. 1616, hrsg. von
K. Walter, Offenburg 1892, S. 10—11.

37 Vgl. O. Kähni, Reformation und Gegenreformation in der Reichsstadt Offenburg und in der Landvogtei
Ortenau, in: Die Ortenau 30 (1950) S. 25—26; und Kauß, Kaplaneistiftungen, a.a.O. S. 120.

38 So Kähni, Reformation und Gegenreformation a.a.O. S. 26; vgl. auch K. L. Bender, Die Reformation
in Gengenbach, in: Beiträge zur badischen Kirchengeschichte, Sammelbd. 1, Karlsruhe 1962, S. 7. Beide
Autoren jedoch ohne Quellenbelege!

39 Kähni, Offenburg. Aus der Geschichte einer Reichsstadt, S. 25.

40 K. E. Förstemann, Urkundenbuch zur Geschichte des Reichstages zu Augsburg im Jahre 1530, Bd. 2,
Halle 1835, Neudruck 1966), S. 642—643; Offenburg erscheint hier unter 14 Reichsstädten wie Köln,
Regensburg, Hagenau, Colmar u. a., die dem Kaiser gegenüber Gehorsam versprachen. (1530 Sept. 29.)

41 GLA 119/1129; gedruckt bei Batzer, a.a.O. S. 81—83.

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