Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 218
(PDF, 70 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0220
bar werdende Charakter des Grafen zeigt sich zwiespältig: einerseits erscheint
er als der eines „rationalen Machtmenschen", Franzosenfreundes und draufgängerischen
Kriegers, andererseits als der eines Protestanten, „verantvort-
lichen Landesherrn" und schmalkaldischen Politikers.108

Am 7. April 1491 in Haslach im Kinzigtal als Sohn des Grafen Wolfgang von
Fürstenberg geboren,108 erlebte er eine recht bewegte Jugend. Schon als Knabe
fiel er auf durch seine unüberlegten Streiche und seinen Drang zu abenteuerlichen
Taten. Nach kurzen und für seine Bildung wenig fruchtbringenden Studienjahren
in Freiburg übergab ihm sein Vater die Freigrafschaft Burgund, wo
Wilhelm eine ritterliche und militärische Ausbildung genoß und sich hier, kaum
fünfzehnjährig, mit der „schönen und reichen Witwe Bona" verheiratete. Nach
langen und vergeblichen Kämpfen um das Erbe seiner Frau trat Wilhelm am
21. Mai 1521 in französischen Kriegsdienst,110 wo er mit dem Oberbefehl über
alle deutschen und schweizerischen Söldner im Dienste Franz I. betraut wurde.
Der Übertritt in ausländische Dienste geschah wohl aus Enttäuschung über die
Politik des neuen Kaisers Karl V. hinsichtlich der burgundischen Herrschaften,
deren Schutz der Kaiser nicht mehr zu gewährleisten schien, und auch aus dem
Drang des Grafen nach Ruhm und Gewinn.

Im Jahre 1522 führte Wilhelm das oberländische Fußvolk bei der Fehde Sickingens
, war 1525 im Heer des Schwäbischen Bundes gegen die Bauern zu finden
und nahm mit Kaiser Karl V. 1528 am Italienfeldzug teil. Der unruhige oder,
wie ihn die Zimmersche Chronik nennt, „wilde Graf" war überall zur Stelle, wo
es etwas zu handeln oder zu streiten gab.

Schon früh hatte Wilhelm Verbindung zu Straßburg. Hier besaß er einen Hof
und fühlte sich offenbar wohl in der städtisch-bürgerlichen Kultur. Als „Graf
von Straßburg", so wurde er vom dortigen Bischof bezeichnet, wurde er in der
Stadt schon früh mit der reformatorische Bewegung konfrontiert und lernte
die Straßburger Reformatoren Sturm, Bucer, Capito und Hedio kennen. Gerade
mit letzterem entwickelte sich ein besonders enges Verhältnis. Auch mit den
bedeutenden oberdeutschen Reformatoren Ambrosius Blaurer, Zwingli und Calvin
hatte er Kontakt.

Seine religiöse Entwicklung und sein Verhältnis zur Reformation lassen sich
an wenigen Daten etwas verdeutlichen: Während er noch im Jahre 1523 den
Straßburger Rat in einem Brief davor warnte, sich der neuen Lehre anzuschließen
,111 scheint sich in den folgenden Jahren seine Einstellung gewandelt
zu haben. Auf dem Speyerer Reichstag 1529 trat er dann öffentlich auf die Seite
der Protestanten.

Fortan finden wir den Fürstenberger bei den Schmalkaldenern; 1534 konnte er
für sie 6000 Landsknechte gewinnen und unterstützte mit ihnen, im Bunde mit
dem Landgrafen Philipp von Hessen, den Herzog Ullrich von Württemberg
bei der Zurückeroberung seines Landes. Dadurch geriet Wilhelm in Feindschaft
mit dem Kaiser, so daß er 1536 abermals in französische Dienste trat. Am französischen
Hof wurde er bald ein eng vertrauter Ratgeber des Königs, nachdem
er in Deutschland Truppen für den französischen König geworben hatte. Spannungen
und Streitigkeiten am französischen Hof veranlaßten Wilhelm jedoch,
am 10. Oktober 1539 wieder in seine Heimt zurückzukehren, wo er nun eifrig
für die Ausbreitung und Festigung der Reformation in Ortenau und Kinzigtal
tätig wurde.

Doch schon im Jahre 1544 ist Wilhelm abermals Feldherr. Diesmal im Heer des
Kaisers, der gegen König Franz einen großen Feldzug führte. Dabei geriet der

108 Wagner, ebd. S. 2.

109 FUB IV, Nr. 122, S. 110—111.

110 MFFA I, Nr. 142, S. 64; vgl. Wagner, a.a.O. S. 11—21.

111 „Auszüge aus Brants Annalen", in: Mitteilungen der Gesellschaft für Erhaltung der geschichtlichen
Denkmäler im Elsaß, NF. Bd. 19, Straßburg 1899, Nr. 4472, S. 75.

218


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0220