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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 221
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Klosters124 wurde auch König Ferdinand in die Vorgänge eingeschaltet, der
schließlich dem Grafen verbot, sich weiterhin unrechtmäßig in Klosterangelegenheiten
einzumischen. Er machte ihm zur Auflage, die Veränderungen in
Sachen Religion wieder zu beseitigen.125 Mit der Bestätigung Friedrich von
Keppenbachs als Abt setzte der Straßburger Bischof einen Schlußstrich unter
die ganze Affäre.126

So war Graf Wilhelm endgültig mit seinem Ziel gescheitert, die Klosterinsassen
aussterben zu lassen und dann die reiche Abtei an sich zu reißen. Wenn er
noch zwei weitere Versuche ähnlicher Art unternahm, so zog er damit nur um
so mehr den kaiserlichen Groll auf sich.

3. Das Verhältnis des Grafen Wilhelm zur Reformation

Die Einstellung des Fürstenbergers zur Reformation findet in der Literatur
unterschiedliche Beurteilung. Während F. Baumgarten in Wilhelm ein „namhaftes
Werkzeug der Reformation in Oberdeutschland" sieht und J. V. Wagner
ihn als Protestanten und Reformator bezeichnet, muß nach E. W. Kohls eine
„direkte Förderung der Reformation" in der Landvogtei Ortenau und im Kinzigtal
durch den Fürstenberger „als unwahrscheinlich angesehen werden". Wilhelm
habe keine feste und ernsthafte Einstellung zur Reformation besessen.127

Wenn man davon ausgeht, daß der Graf noch im Jahre 1523 die Stadt Straßburg
vor der Annahme der neuen Lehre gewarnt hat, so scheint er doch wenige
Jahre später seine Einstellung geändert zu haben. Jener Brief des Offenburger
Kirchherrn vom März 1525, der die Vertreibung des bisherigen Priesters
in Weingarten und die Setzung eines lutherischen Prädikanten durch Graf
Wilhelm beklagt, macht eine deutliche Aussage.128

Wenn der Landvogt auch im Jahre 1540 sich gegenüber dem Vorwurf König
Ferdinands, er allein unterstütze die lutherische Sekte in der Ortenau, mit dem
Hinweis verteidigte, daß schon seit zwanzig Jahren ohne sein Zutun das Evangelium
gepredigt werde, so mag dies für die allerersten Jahre zutreffen. Doch
mindestens seit 1525 hat der Graf die reformatorische Bewegung in der Landvogtei
aktiv unterstützt. Diese Annahme wird noch untermauert durch jenen
oben erwähnten Brief Kaspar Hedios, der 1545 versicherte, schon seit zwanzig
Jahren im Dienste des Fürstenbergers in den Pfarreien der Ortenau Visitationen
abzuhalten. So konnte die Reformation unter dem Schutz, der Duldung und
teilweisen Förderung Wilhelms gedeihen. Das Auftreten des Grafen auf dem
Speyerer Reichstag 1529 an der Seite der Protestanten machte dann auch öffentlich
kund, daß er als protestantischer Landesherr zu gelten habe. 1539 endlich
von langem Auslandsaufenthalt zurückgekehrt, ging er daran, die Reformation
in seinen Territorien systematisch voranzutreiben. Sein wichtigster Berater
und Helfer war dabei Hedio, der schon während der langen Abwesenheit des
Grafen als dessen Freund für den Bestand und weiteren Ausbau der Reformation
sorgte.

Von Gengenbach soll Hedio im Jahre 1540 gesagt haben, daß dort die Sache des
Evangeliums gut stehe. Wenig zuvor war ja auch auf Drängen des Grafen und
der Stadt die evangelische Pfarrei in das Kloster verlegt worden, wo dann ungehindert
reformatorische Predigtgottesdienste gehalten werden konnten. Von
einer Nichtbeteiligung am reformatorischen Geschehen in seinen Landen, wie

124 Bischof Wilhelm von Straßburg an den Bamberger Bischof: „Bericht dem Bischove von Bamberg des
Closters Gengenbachs und Grave Wilhelms von Fuerstenberg Handlung halb zugeben." Manuskript
von 1540, GLA 202/441.

125 GLA 202/441 1540 Oktober 4.

126 GLA 30/63 1541 Mai 18.

127 Baumgarten, Der wilde Graf, a.a.O. S. 8; Wagner, a.a.O. S. 286; Kohls, Katechismus von Gengenbach
, S. 46, Anm. 3.

128 GLA 119/1129; s. o. Anm. 31.

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