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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 254
(PDF, 70 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0256
Der Schacht auf dem „Schloßfelsen" in Althornberg

Von Karl Volk

Der Wanderer begegnet auf der Spitze des Schloßfelsens einem etwa 1,70 m
tiefen gemeißelten Schacht, für den er zunächst keine Erklärung findet. So
mag er fürs erste der Meinung Glauben schenken, die bisher auch in wissenschaftlichen
Veröffentlichungen 1 vertreten wurde, es handle sich um ein Gefängnis
, das Burgverlies, oder um eine Einrichtung, die zur Verankerung des
ehemaligen „Schlosses" gedient habe. Besonders die zweite Deutung erscheint
einleuchtend, denn wie hätte ein Gebäude in so luftiger Höhe allen Wettern
anders Trotz bieten können. Sie kann jedoch einer gründlicheren Betrachtung
nicht standhalten.

Ganz abgesehen davon, daß man sich nicht recht vorstellen kann, wie die Konstruktion
der Verankerung hätte aussehen und welche Wirkung sie auf einen
aus Megalithsteinen 2 erbauten Turm hätte ausüben können, es sind auf Burgen
in ähnlicher Lage keine Verankerungen dieser Art bekannt. Eine einfache
Beobachtung führt uns zu einem anderen Ergebnis.

1 Konrad Heck: Von der Althornburg und den Freiherren von Hornberg, den Gründern von Hornberg
und Triberg, in: Die Ortenau, 1925, S. 4: „Ebenso lassen die beiden Seiten eines über einen Meter
breiten Schachtes, der wohl als Gefängnis diente, die Verankerungsstellen von Balken mutmaßen."
Konrad Kaltenbach, Heimatblätter Triberg Burg und Stadt, Herrschaft, Amtsbezirk und Dekanat in
Wort und Bild, 1926—34, Nr. 16, S. 62: „Der Bau auf dem Felsplateau war gegen den Anprall der
Winde durch ein Balkengerüst in dem Felsenloch befestigt und „verankert".

Edith Reiß-Vasek: Althornberg, in: Die Ortenau, 1934, S. 463: „Dieser Schacht, dessen Zweck zwar
nicht eindeutig feststeht, ist doch insofern ein Fingerzeig, als bekanntlich das unterste Geschoß des
Bergfrieds, über dem dann der Eingang angebracht war, mit ziemlicher Sicherheit als Verließ benutzt
wurde; . . . Diese Vermutung gewinnt an Bedeutung durch eine Nachricht, daß im 15. Jahrhundert
ein Schaff hausener Bürger gefangen, nach Althornberg geführt und in ein „Felsen Fencknus"
gelegt worden sei." (GLA Karlsruhe, Breisg. Arch, Conv. 236 vom 20. August 1555; diese Akten sind
anscheinend noch nicht benutzt).

Wilhelm Maier und Karl Lienhard: Geschichte der Stadt Triberg im Schwarzwald, 1964, herausgegeben
vom Heimat- und Gewerbeverein Triberg e. V., S. 25: „Auf der höchsten Erhebung der
Felsen ist eine etwa 2 m tiefe und 1 m im Geviert ausgehauene Vertiefung, die der Verankerung der
ganzen Anlage gedient haben dürfte."

Dr. Karlleopold Hitzfeld: Hornberg an der Schwarzwaldbahn, Vergangenheit und Gegenwart der
Stadt des Hornberger Schießens, 1970, S. 24: „Auf der Felsenplatte überrascht uns ungefähr in der
Mitte ein quadratisches, aus dem Stein herausgemeißeltes Loch, etwa 2 m tief, 1 m im Geviert, worin
notwendigerweise die Aufbauten verankert wurden."

Ders. in: Die Ortenau 1970, S. 374: „Auf der eben gemachten Felsenplatte überrascht uns ungefähr
in der Mitte ein quadratisches, aus dem Stein herausgemeißeltes Loch, etwa 2 m tief, 1 m im Geviert,
in dem die Aufbauten verankert wurden."

2 Vgl. Hans-Martin Maurer, in: ZGO, 1967, Bauformen der hochmittelalterlichen Adelsburg in Südwestdeutschland
, S. 71: „Es gibt in Süd Westdeutschland mehrere Burgen mit Bauteilen aus sogenanntem
megalithischem (oder auch „zyklopischen") Mauerwerk. Man versteht darunter in unserem Gebiet
im allgemeinen Mauern aus ungewöhnlich großen Steinen, deren Ober- und Unterlager geebnet sind,
so daß sie sich in durchgehenden Schichten verlegen lassen, deren Ansichtsseite jedoch vielfach roh und
unbearbeitet ist. Diese Mauern — ihre einzelnen Blöcke sind oft 60—80 cm hoch und über einen
Meter lang — sind von gewaltigem, unbändigem, urtümlichen Aussehen."

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