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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 272
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Friedrich Freiherr Böcklin von Böcklinsau (1745—1813)

Von Alfred Graf von Kageneck

Im Böcklin'schen Archiv 1 befindet sich der reiche schriftliche Nachlaß des Freiherrn
Friedrich Böcklin, der als Musiker, Schriftsteller und Gelehrter die Aufmerksamkeit
seiner Zeitgenossen auf sich gezogen und als Grundherr von Rust
durch seine Lebensumstände viel Aufsehen erregt hat. In vielem war er ein
typisches Produkt der Zeit der Aufklärung, aber wegen der Vielseitigkeit seiner
Interessen und auch wegen des persönlichen Schicksals dieses Reichsritters
in einer Zeit des Übergangs mag es lohnen, der Geschichte seines Lebens nachzugehen
.

Die Böcklin sind ein jüngerer Zweig der zum alten Straßburger Adel zählenden
Bock, deren Urbesitz wohl auf der Rupprechtsau lag. Urkundlich beglaubigter
Stammvater ist Ulrich Bock, der von 1266—1296 genannt wird. Seine
Nachkommen gehörten bis 1789 zu den führenden Geschlechtern der Stadt und
erwarben hier und in der Umgebung bedeutenden Besitz. Besonders erfolgreich
war hierin der Ratsherr und Städtmeister Bernhard Böcklin, der neben den
elsässischen Dörfern Bischheim und Obenheim auch die Herrschaft Mörburg
bei Schuttern und schließlich 1442 die Herrschaft Rust als Lehen des Straßburger
Bischofs erhielt. Sein fünfter Nachfolger als Herr auf Rust, der Städtmeister
und Universitätskanzler Hans Philipp, baute 1577 das dortige Schloß,
doch haben die wenigsten seiner Nachkommen dort gewohnt. Sie lebten meist
im Elsaß, wo sie vor allem in der Verwaltung der Stadt Straßburg und später
als französische Offiziere ihr Auskommen fanden.

Aus der zu Obenheim gesessenen Linie stammte der 1704 geborene Franz
Jacob Christian, ein heiterer, liebenswürdiger Mann, der gern seinen musischen
und gelehrten Neigungen gelebt hätte, aber wegen Geldmangels Offizier
werden mußte. Seine 3 Brüder fielen in den schlesischen Kriegen, fast gleichzeitig
starben die verschiedenen, früher sehr zahlreichen Äste der Familie aus,
und schließlich wurde 1755 Wolf Sigmund Böcklin, der Besitzer von Rust, ein
skurriler alter Herr, aus Versehen durch eine französische Schildwache in
Straßburg erschossen. Damit wurde Franz Jacob Christian Herr auf Rust und
Besitzer der elsässischen Güter, trat aber ein übles Erbe an, da der Besitz
schwer verschuldet war. Er wurde alsbald in eine Reihe kostspieliger Prozesse
verwickelt, geriet immer tiefer in Schulden, wurde melancholisch und starb
1762. Zu seinem verdüsterten Gemütszustand mag seine Heirat wesentlich beigetragen
haben. 1744 hatte er nämlich in Lahr die Freiin Charlotte v. Dungern
geheiratet, Tochter des dortigen Oberamtmanns Friedrich Wilhelm v. Dungern,
deren „aufgeräumtes Wesen" ein Zeitgenosse wohl nicht zu Unrecht rühmte.
1750 wurde die Ehe geschieden, nachdem die Gatten nur 2 Jahre miteinander
gelebt hatten.

Friedrich, das einzige Kind, wurde 1745 in Straßburg geboren und beim Vater
erzogen. Nach dessen Tod wurde der Freiherr v. Berstett zum Vormund bestimmt
, ein ausgezeichneter Mann, der sich mit Erfolg um Friedrichs Ausbil-

1 Depositum beim Staatsarchiv Freiburg.

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