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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 275
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schau zu halten. Kurz später entschloß sich Friedrich zu einer längeren Tour.
Aber trotz seiner stattlichen Ausrüstung mit einem goldgestickten roten Kleid,
mehreren Fräcken in verschiedenen Farben, einem goldbordierten Hut und
12 weißen Hemden blieb der Erfolg auf einige ehrenvolle aber unbezahlte
Stellungen als württembergischer Kammerherr und Geheimrat bei den Fürsten
von Hohenlohe und Ansbach-Bayreuth sowie die Aufnahme in zwei sächsische
Ritterorden beschränkt.

So ließ sich Friedrich endgültig in Rust nieder und begann eine fruchtbare Tätigkeit
als Schriftsteller. Neben zahlreichen kleineren Publikationen in der
Gazette d'Agriculture de Paris und im Leipziger Musenalmanach veröffentlichte
er Schriften über forstwissenschaftliche Themen, Probleme der Rinderund
Bienenzucht, astrologische Theorien und Fragen der breisgauischen und
elsässischen Geschichte. Als Autor eines Dramas „Die Stärke der Großmut", in
dem er das Schicksal der Agnes Bernauer behandelte, war er einer der ersten,
die einen historischen Stoff der deutschen Vergangenheit bearbeiteten. Anerkennung
fand er vor allem bei den gelehrten Gesellschaften, in denen sich damals
die Freunde der Literatur und der Gelehrsamkeit zusammenfanden, wobei
ihn die Aufnahme in die römische Accademia Arcadia und die Wissenschaftliche
Gesellschaft in Göttingen besonders freute.

Seine Verwandten und Nachbarn allerdings hatten mehr Verständnis für seine
musikalischen Bemühungen. Er hatte schon als Kind bei Johann Schobert, dem
Lehrer Mozarts, Klavierunterricht gehabt, und später spielte er auch Flöte,
Klarinette und mehrere Streichinstrumente. So wurde er zu einem geschätzten
Mitwirkenden bei den zahlreichen Liebhaberaufführungen, die damals in den
elsässischen und rechtsrheinischen Schlössern veranstaltet wurden. Reisen nach
Österreich und Böhmen vertieften seine Kenntnise und besonders die Stunden,
in denen ihm Gluck in Wien aus seinen Werken vorspielte, blieben eine seiner
schönsten Erinnerungen. 1774 veröffentlichte er die erste seiner Kompositionen,
„Lieder für Mädchen", ihnen folgten in rascher Folge Singspiele, Opern, weitere
Liedersammlungen, Menuette und Symphonien. Professor Müller-Blattau hat
1938 im Jahrbuch der Stadt Freiburg eine Arbeit über Friedrichs musikalisches
Schaffen veröffentlicht unter dem Titel „Ein alemannischer Musikfreund zur
Goethezeit", in der er diese Kompositionen als das Werk eines begabten Amateurs
bezeichnet. Auch Friedrich selbst hat sich stets für einen Dilettanten gehalten
, für den die Musik in der Erholung ihre eigentliche Bestimmung hatte.
Von bleibendem Wert sind seine „Beiträge zur Geschichte der Musik", mit genauen
Beschreibungen von Künstlern und Aufführungen in der näheren und
weiteren Umgebung.

Unverhofft hatte Friedrich einen Gönner gefunden, den Bruder der Kaiserin
Katharina von Rußland, Fürst August-Friedrich von Anhalt-Zerbst. Dieser
originelle Herr hatte seine Residenz verlassen, um nicht in der verhaßten Nachbarschaft
des preußischen Königs leben zu müssen und regierte fortan sein
Ländchen nur noch brieflich. Für den Kaiser in Wien hielt und finanzierte er
eine Truppe von 2000 Mann, nahm Böcklin unter seine elf Obersten auf und
ernannte ihn zum Gesandten mit einem stattlichen Gehalt. So hätte das Leben
in Rust seinen friedlichen Fortgang nehmen können, wäre nicht die Geschichte
mit dem sog. Knopfmacher gekommen.

Schon 1766 hatte Friedrich von seiner Mutter erfahren, daß diese 10 Jahre
früher von ihrem Freund Joham einen unehelichen Sohn namens Franz Joseph
bekommen hatte. Joham war inzwischen verstorben, die Pflegeeltern verlangten
Geld, und so mußte Friedrich zahlen. Geburt, Taufe, Unterbringung und
später eine Lehrzeit bei einem Knopfmacher in Straßburg waren mit solcher

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