http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0281
Georg König (1897—1976)
liberaler Bauernführer des Hanauerlandes
Von Hans Gerhard Binder
Schon seit den Revolutionswirren von 1848/49 wurde das badische Hanauerland
mehr und mehr zu einer der Hochburgen des protestantischen Liberalismus —
sehr zum Leidwesen strenggläubiger Pastoren, deren Bemühungen, einen Großteil
der Gemeinde zu aktivieren und zum regelmäßigen Kirchenbesuch anzuhalten
, meist erfolglos blieben. Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
gewann die Nationalliberale Partei in den evangelischen Orten des seit 1803
badisch gewordenen rechtsrheinischen Hanauerlandes bis 1914 bei Landtagsund
Reichstagswahlen beachtliche Prozentanteile, in manchen Fällen sogar eindeutige
Mehrheiten. Dies hing in der Regel vom Bekanntheitsgrad der jeweiligen
Kandidaten um ein Abgeordnetenmandat ab. Nachdem 1905 der Diers-
heimer Bürgermeister Friedrich Saenger als Nationalliberaler durch Direktwahl
Abgeordneter der 2. Kammer des Karlsruher Landtags geworden war und 1911
bis 1918 in der 1. Kammer die Belange der mittelbadischen Landwirte und des
Bezirksamts Kehl vertrat, erfolgte die „politische Tendenzwende" erst nach
dem 1. Weltkrieg. Die Nationalliberale Partei spaltete sich auf in die Deutsche
Volkspartei, die später von Dr. Gustav Stresemann geführt wurde, und in die
Deutsch-Demokratische Partei, deren Repräsentant der ehemalige Kehler Bürgermeister
und spätere Reichsfinanzminister und Vizekanzler Hermann Dietrich
war. Friedrich Saenger starb 54jährig als Landtagsabgeordneter der Deutsch-
Demokratischen Partei, nachdem er zuvor Mitglied der Weimarer Nationalversammlung
gewesen war. Mit ihm verloren das Hanauerland eine hervorragende
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