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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 330
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1977/0332
Durch die hohe Sterblichkeit unter den KZ-Häftlingen waren die Arbeiten
in Verzug geraten. Auf Anordnung des Chefs der Sicherheitspolizei
in Straßburg, Standartenführer Dr. Igelhorst, wurden im November 1944
weitere 650 Häftlinge, fast alle elsässische Widerstandskämpfer, aus dem
KZ Vorbruck-Schirmeck im Elsaß nach Haslach verlegt, um der Anordnung
des Rüstungsamtes zur beschleunigten Fertigstellung der unterirdischen
Fabrikanlage für Daimler-Benz nachzukommen. Wegen der grassierenden
Ruhrepidemie wurden keine neuen Häftlinge in das Lager eingewiesen
. Der Kommandant des KZ Schirmeck, Karl Buck,62 erteilte den
Befehl, alle neu nach Haslach verlegten Häftlinge untertage in einem der
Stollen des „Vulkan" unterzubringen.63 Jetzt wurde der „Vulkan" zur
„Hölle von Haslach".84

„Es ist fast nicht möglich zu beschreiben, wie es in Haslach-Vulkan ausgesehen
hat", berichtete der elsässische Arzt Dr. Schwarz, selbst ehemaliger
Häftling dort, im Rastatter KZ-Prozeß im Februar 1947.65 „Menschen
hätten niemals so handeln können. Niemals hätten auch die Verantwortlichen
Hunde so behandelt, wie man uns behandelt hat." 650 Häftlinge
, so Dr. Schwarz, hätten fast fünf Monate lang in den Stollen wie
Tiere gelebt, zusammengepfercht, wochenlang auf verfaultem Stroh liegend
, ohne ärztliche Behandlung, von Läusen buchstäblich zerfressen,
ohne Abort, ohne ausreichende Luftzufuhr und fast ohne Licht. Innerhalb
kurzer Zeit seien 65 Häftlinge gestorben, 10 Häftlinge erschossen worden,
350 ständig krank gewesen. Dutzende hätten nachträglich noch den Tod
gefunden.66 Dadurch, daß Hunderte von Menschen monatelang 100 bis
150 Meter unter der Erde unter schlimmsten Verhältnissen vegetieren
mußten und dazu noch Schwerstarbeit zu verrichten hatten, wurde das
KZ „Vulkan" Haslach unter den vielen Konzentrationslagern des Dritten
Reiches besonders berüchtigt.97

Der Ausbruch einer Flecktyphusepidemie ließ die Anzahl der Toten in
dem Stollen schnell ansteigen. Insgesamt sind im KZ „Vulkan" über
100 Häftlinge umgekommen.68 Sie sind nur zum Teil im Massengrab beim

62 Karl Bude wurde für seine Verbrechen als Kommandant des KZ Schirmeck im Elsaß von einem französischen
Gericht dreimal zum Tode verurteilt, aber bereits 1955 den Behörden in der Bundesrepublik
Deutschland übergeben und von diesen freigelassen. Vgl. Julius Schätzle, Stationen zur Hölle.
Konzentrationslager in Baden und Württemberg 1933—1945, Frankfurt a. M. 1974, S. 18—20, 82.

63 Bericht über den Rastatter KZ-Prozeß, „Ortenauer Zeitung" v. 25. 2. 1947.

64 So der damalige KZ-Häftling des KZ „Vulkan" Haslach und Abgeordnete der französischen Nationalversammlung
A. Daul in seinem Bericht über das KZ „Vulkan", S. 41. Archiv des Internationalen Suchdienstes
, Arolsen, Akten KZ Vorbruck-Schirmeck, Außenkommando „Vulkan" Haslach, OCC 17/64.

65 Bericht über den Rastatter KZ-Prozeß, „Ortenauer Zeitung" v. 25. 2. 1947.

66 „Ortenauer Zeitung" a.a.O.

67 Bericht von A. Daul, a.a.O. S. 41.

68 „Ortenauer Zeitung", a.a.O.; Bericht von A. Daul, a.a.O., S. 66.

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