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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
57. Jahresband.1977
Seite: 337
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Johann Gottlieb Müller (Bärstecher). Ein Nachtrag.

Von Erwin Dittler

Wieland hatte in seinem Brief vom 19. Juni 1772 an Friedrich Jacobi vorgeschlagen
, mit dessen Bruder und Bärstecher eine gemeinschaftliche Verlagsbuchhandlung
zu gründen.1 Interessenten sollten nach der Antwort Jacobis
vom 10. August auch der Doktor Brinkmann und „vielleicht Gleim" sein. Aus
einem Beitrag von Gerlinde Wappler 2 geht hervor, daß die Anregung zu einem
solchen Unternehmen von Gleim ausgegangen war, denn Wieland hatte diesem
bereits am 14. Mai 1772 geschrieben: „Ihr Projekt, Mein Unschätzbarer Gleim,
Ihr Project uns und unsre Freunde von den Buchhändlern unabhängig zu machen
, muß ausgeführt werden. Fritz Jacobi ist der Mann dazu". Dieser zog auch
offensichtlich Gleim als Gesellschafter fest in Betracht, denn Bärstecher ergriff
in einem Schreiben vom 18. August an Gleim die Gelegenheit, „wegen unseres
vorhabenden Projekts einer Niederrheinischen Typographischen Gesellschaft
einiges zu melden",3 nachdem ihm Jacobi in der Woche zuvor davon unterrichtet
hatte. Er unterbreitete ihm seine Vorschläge und finanziellen Überlegungen.
Die Societät dürfe nicht stark und womöglich fürs erste nicht bekannt werden;
„man hat sonst zu viel Chicanen zu erwarten. Die Buchhändler haben ihren
Haß in der Sache des Agathon schon ohnedies genugsam gezeigt, und was würden
sie alsdem nicht anfangen?" Die finanziellen Ansprüche Wielands ließen
das Unternehmen scheitern.

Ein weiterer bemerkenswerter Hinweis 4 auf ein Faszikel im Universitätsarchiv
Tübingen „Acta die in Händen des Herrn Professor Seybold befindlichen zur
Gantmasse des Buchdrucker Müllers in Kehl gehörige Impressa betreffend de
Anno 1800 sequentes" führt uns zu einem engen Mitarbeiter Müllers aus der
Kehler Zeit. David Christoph Seybold war seit 1796 Professor der klassischen
Literatur in Tübingen. Ihm ließ das badische Amt Staufenberg am 12. Mai 1800
durch den Senat der Universität mitteilen, daß durch den Kammerrat Jägerschmidt
zu Karlsruhe bekannt geworden sei, daß er die Impressa des Buchdruckers
Müller von Kehl in Händen bekommen habe, um diese so gut wie
möglich zu verkaufen „und sich soweit tunlich bezahlt zu machen". Zur Berichtigung
des Aktivbestandes der Müllerschen Masse solle er in drei Wochen berichten
, was mit den Beständen geschehen sei. In einem weiteren Schreiben
vom 24. 9. 1801 wurde Seybold aufgrund einer Hofgerichtsweisung aufgefordert,
ein Inventar anzufertigen und die in seiner Verwahrung befindlichen Bücher
öffentlich versteigern zu lassen. Dieser hatte dagegen nichts einzuwenden. Es
sei ihm lieb, wenn die Sache, die seit 1796 anhänge, von welcher Zeit an er
keine Zinsen mehr von seinem 4000 TL betragenden Kapital erhalten habe,
wieder einen Schritt vorwärts gehe. Er erbat sich Anweisungen, wie er es mit
dem Verkauf zu halten habe, da sich für die bei ihm lagernden Jahrgänge
1782—1784 des „Magazins für Frauenzimmer" und verschiedener Jahrgänge des
Volkskalenders wohl keine Liebhaber mehr fänden. Und naturgemäß wollte er
wissen, ob er sich aus dem Reinerlös befriedigen könne. Das Amt bezweifelte

1 Erwin Dittler, Johann Gottlieb Müller (Bärstedier). In: Die Ortenau 52 (1972), S. 229.

2 Gerlinde Wappler, Bemühungen Gleims, die Honorarsituation für Schriftsteller zu verbessern. In:
Festschrift zur 50jährigen "Wiederkehr der Geburtstage von J. W. L. Gleim u. M. G. Lichtwer. Halberstadt
1969, S. 21—36. — Den Hinweis auf diesen Artikel verdanke ich einem Leser meines Beitrages
, Herrn Reinhart Siegert vom Institut für geschichtl. Landeskunde in Freiburg.

3 Für die Obersendung der Briefkopie danke ich Frau G. Wappler, Gleimhaus der Stadt Halberstadt.

4 Für diesen wichtigen Hinweis bin ich ebenfalls einem Leser der „Ortenau", Herrn Uwe Jens Wandel
vom Universitätsarchiv Tübingen zu Dank verpflichtet.

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