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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 19
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Kloster zu apostolischer Arbeit oder zum Weltklerus. Die Städte des
Bistums sind vom Christentum berührt, aber kaum das weite Land, und
da treffen wir Martin missionierend unterwegs; eine Schar Jünger
begleitet ihn. Man sprach vom „wandernden Kloster". Den Wertbereich
„apostolischer Arbeit", also Verkündigung des Glaubens und Einarbeitung
des Glaubens in das alltägliche Leben der Gläubigen, hat Bischof
Martin unermüdlich und in schlichter Lebensnähe angepackt und damit
die Begeisterung des einfachen Volkes gewonnen. Ob sein Wirken und
das seiner Mönche bis in unsere Ecke reichte?

Sulpicius Severus lebt in der Zeit Martins, lernt Martin kennen und wird
sein einziger Biograph. Das schön geschriebene Werk dürfte im Gerüst
der Zeitangaben stimmen; die Hinweise - ohne Ortsangabe auf die
vielen Gründungen Martins und auf die 2000 Mönche bei Martins
Beerdigung läßt man besser offen, ebenso manche der zielbewußten
Wunderberichte26. Martin selbst sah zu Paulinus von Nola auf als „fast
dem einzigen Menschen, der gegenwärtig nach dem Evangelium lebt"27.

Im Südosten Galliens, auf einer der lerinischen Inseln2*, gründete
Honoratus gegen 410 ein Kloster. Heute noch trägt die Insel seinen
Namen. Er kam „vom Land der Mönche", erfüllt von Begeisterung, in der
Heimat nachzugestalten, was er im Osten erlebt hatte. Zu den damals im
Abendland diskutierten Fragen christlichen Glaubens und Lebens bezog
die Abtei sehr bald theologisch bedeutsam Stellung, so etwa 434 durch die
beiden Commonitorien29 des Vinzenz von Lerin, von denen eines noch
erhalten ist. Honoratus starb 429 als Bischof von Arles. Der Strand
gegenüber Lerins war in den ersten Jahrhunderten des Klosters einsam,
später wurde die Insel selbst in die politischen Händel verwickelt, die
Stadt Cannes aber wuchs erst im 19. Jh. heran. Sie hält mit den Inseln
Verbindung durch Motorboote. Auf der Ile-Saint -Honorat lebt heute eine
Zisterzienserabtei.

Etwa fünf Jahre nach der Geburt des Inselklosters übergab Prokulus,
Bischof von Marseille, die kleine Kirche des hl. Viktor dem Johannes

26 Die Lebensgeschichte Martins von Sulpicius Severus findet sich neuerdings, eingeleitet, übersetzt und erklart von K.
S.Frank, in Frühes Mönchtum im Abendland II Zürich 1975.13-52, Anm. S. 264-276. KG II 1.393: Martin sei der erste
dem Namen nach bekannte unter den vielen Inseleremiten desTyrrhenischen Meeres. - Kurze Uberblicke über Leben
und Wirken des hl. Martin: Jean Decarreaux. Die Mönche und die abendländische Zivilisation. Wiesbaden (nach 1961)
138-144 Martin von Tours (konkret). - Georges Goyau, Histoire religieuse de la France. Paris 1942. 53-58. Ehe Griffe
sucht in seinem Aufsatz „der heilige Martinus und das gallische Mönchtum" im Sammelband „Askese und Mönchtum
in der alten Kirche" Darmstadt 1975, 265 f. Verbindungen zwischen Schülern Martins und Kassian. Bischof Lazarus
von Aix. 416/17 aus Syrien heimgekehrt, habe Kassian mitgebracht und seinem Freund, dem Bischof Proculus von
Marseille empfohlen. Proculus übertrug St. Victor an Kassian. Hauptvertreter dieser Ansicht: H. J. Marrou:
Literatur siehe bei Griffe S. 266, Anm. 25, 26,27. Die anschließende Entwicklung bietet freilich nicht viel Hoffnung auf
Kontakte zwischen den Mönchen des hl. Martin und denen von Südgallien.

27 Einleitung zur Martinsvita des S. Severus S. 15. vgl. 26 Anfang.

28 Inselgruppe gegenüber von Cannes: siehe Anm. 30.

29 Commonitorium: ein knappes Merkbuch.

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