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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 50
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0050
mit angelsächsischen Namen auf135. Die Lage der heutigen Kirche
orientiert sich am romanischen Bau, aber dieser hält sich nicht an seine
drei oder vier Vorgänger. Es überrascht nicht, daß die ganze Anlage auf
einem von den Römern bebauten Gelände steht, es stimmt sowohl zu den
Gewohnheiten der früheren Missionare136 wie zu den vielen römischen
Spuren im Gebiet um die Öffnung des Schuttertales zum Ried hin137.

An der Tatsache einer römischen Station im Bereich Gengenbach
bestehen keine Zweifel; dafür sprechen deutlich der Römerweg Straßburg
- Rottweil a. N. sowie Funde und Gewannbezeichnungen138. Unmöglich
ist bis heute die Fixierung eines zentralen Platzes, die römischen Reste
finden sich weit gestreut. Für das frühe Christentum fehlen handfeste
Ergebnisse. Das Martinspatronat der heutigen Friedhofskirche mag als
starker Hinweis auf eine frühe Gründung gelten, aber „um 500"139? In
Straßburg stand bis 1529 am heutigen „Gutenbergplatz" eine Martinskirche
(außerhalb des Römerlagers; die Marienkirche, später -münster,
innerhalb), und man hat Bedenken, ihren Beginn in die ersten zwei
Jahrzehnte nach 500 zu legen, weil die Welle der Martinsverehrung erst
etwa 550 einsetzt, da wäre 500 wohl auch für Gengenbach zu früh140.
Entscheidend kommt einem sehr hohen Alter der Gengenbacher Martins kirche
zugut, daß sie in ihrer Eigenschaft als Pfarrkirche fest stand, und
dies auch dann, als sie durch das Wachstum der Stadt um das Kloster
immer mehr in ein Abseits kam. Ein einziges Mal, freilich spät, gab es
Bestrebungen, der Martinskirche ihre Funktion zu nehmen, aber dieses
kirchenpolitische Arrangement setzte sich nicht durch, sie blieb
Pfarrkirche bis zur Aufhebung des Klosters141. Wäre erst nach der
Klostergründung und ohne einen Vorgängerbau an diesem Platz die

135 Kdm VII 123.

136 Die Mönchsiedlungen greifen sehr gern römische Reste auf (Columban, Florentius. Klöster an der Straße Metz -
Aosta, im Jura usw.).

137 Denkmalspflege 5. Jg. 1976 Heft 1, 27-31. - Die Ortenau 53, 1973. 95-97.

138 Kdm VII 349: auf dem Castelberg 1751 eine römische VotiVsäule. ab 1858 in der Karlsruher Sammlung: ..Der Schaft mit
Blättern des Pinienapfels verziert", auf quadratischer Basis. Inschrift beschädigt: ,,I(ovi) O(ptimo) M(aximo)
Boebius Baebii filii... ". Auf S. 349 widersprechen die Schicksale des Steines dem sonst berichteten Ablauf und S. 363
geht nicht mit S. 349 einig, obschon wahrscheinlich der gleiche Stein gemeint ist. K. Btssinger konnte im zweiten
Verzeichnis der ..Funde römischer Münzen im Großherzogtum Baden" (Karlsruhe 1906) ein genaues Verzeichnis der
243 in Gengenbach und unmittelbarer Umgebung gefundenen römischen Münzen vorlegen. Der .,Kastelberg" und
westlich der ehemaligen ..Härtstroß" (z.T. Autobahnzubringer) das „Ziegelfeld": römische Station und römische
Brennöfen (1975!). Die Martinskirche weist ebenfalls auf eine ältere Siedlung. Wie mag es am Südfuß des
Kastelberges ausgesehen haben? Für die Römerzeit haben wir Punkte, aber kein geschlossenes Ganzes.

139 Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunsudenkmäler, Baden-Württemberg, bearbeitet von Friedrich Piel 1964.158:
„Ehem. Leut-, heutige Friedhofskirche St. Martin. Frühe fränkische Gründung um 500".

140 Luzian Pfleger, Kirchengeschichte der Stadt Straßburg im Mittelalter, 1941, 13, oben und Zeile 9 von unten, und 11
oben: die drei ersten „Kathedralen". Dazu AEKG 1940: Medard Barth. Der heilige Arbogast 21. Im Römerkastell die
Marienkirche; außerhalb, westlich des Lagers St. Martin: Parallele zu Gengenbach?

141 In den Gengenbacher Reformationswirren war beabsichtigt, durch die Übertragung der Pfarreifunktionen in die
Klosterkirche diese Kirche in die Verfügung der Stadt zu bringen, es gelang nicht. 1806 brachte der Verlust des
Ranges als Stadtpfarrkirche St. Martin betrüblichen Niedergang, zuletzt 1915: für Rüstungszwecke Konfiszierung des
kleinen, aber schönen Orgelwerkes. Stufe um Stufe gewinnt sie wieder an Glanz.

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