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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 58
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0058
die Gemeinschaft im Steinachtal zum ersten Mal monasterium, Kloster.
53 Männer haben dem Abt Otmar ihr Profeßgelübde geleistet. Nach der
Niederlage der Alemannen gaben - etwa ab 747 - mächtige alemannische
Familien bedeutenden Grundbesitz an die Abtei St. Gallen. Trotzdem ließ
sich Otmar nicht auf äußere Ziele ein; er wollte seine Mönche im
gemeinsamen körperlichen und geistlichen Tagewerk tüchtig und nach
außen unabhängig, nur ihrer Regel verpflichtet sehen. Es fällt schwer,
die Regel genau festzustellen. Damals existierten für klösterliches Leben
Mischregeln. Die Ordnung, die Columban gegeben, war wohl dabei; die
Verbindung mit Bobbio und mit Irland blieb auch noch im nächsten
Jahrhundert lebendig. Ebenso bestand Kontakt mit Agaunum. Der hl.
Gallus hatte u. a. Reliquien des hl. Mauritius mitgebracht. Noch mancher
Einfluß käme in Frage, nur die Regel Benedikts wäre auszuschließen;
sonst ließe sich schwer verstehen, daß etwa um 747 Karlmann nach einem
Besuch in St. Gallen dieser Abtei eine Abschrift der Benediktusregel
zugehn ließ17(i. Zwölf Jahre etwa leitete Otmar die Abtei nach den wohl in
ihrer reinen Form übernommenen Weisungen St. Benedikts.

Wie mag es zu einer Spannung zwischen den fränkischen Gaugrafen
Warin und Ruthard und dem Abt gekommen sein? Das Wachstum des
klösterlichen Grundbesitzes? Die Zuneigung der Alemannen zu dieser
Abtei? Das Verbundensein der Mönche mit dem Volk? Ansprüche der
Gaugrafen auf so manches Stück Boden, das St. Gallen zugesagt war? Die
Selbständigkeit Otmars den Franken gegenüber? Der geringe Grundbesitz
des mit großen Pflichten belasteten weit ausgedehnten Bistums
Konstanz im Vergleich mit der Abtei? Etwa ab März 759 kam es zu bösen
Vorgängen, zur gewaltsamen Gefangennahme Otmars, zu einem Gericht
ohne Gerechtigkeit, zur Verurteilung des Abtes zum Hungertod auf der
Königpfalz Bodmann, zur Begnadigung auf die Rheininsel Werd bei Stein
und zu Otmars Tod am 16. 11. 759. Etwa 10 Jahre später wurde Otmars
Leichnam nach St. Gallen zurückgeholt. Das Wunder der Weinvermehrung
auf dem stürmischen Bodensee hat ihm das Attribut eines
Weinfäßchens eingebracht. Der Straßburger Bischof Heddo, der Konstanzer
Sidonius und als Abt von St. Gallen Johannes verhandelten über
die Leistungen des Klosters für Konstanz (759/60), und es kam ein
unwahrscheinlich maßvoller Vertrag zustande. Schritt um Schritt
schaffte sich die Abtei wieder los; 854 war es soweit. 864 kam es zur
Heiligsprechung Otmars durch den Konstanzer Bischof Salomon I. Die
Nachkommen Warins und Ruthards ergreifen uns durch über 200 Jahre
hin geäußertes Sühnebewußtsein und geleistete Sühne177.

176 Duft, Otmar, 74. Vgl. Prinz 230. ■ Für den Reichtum an Klosterregeln siehe bei Prinz im Sachregister unter
..Regel" 631 f.

177 Zum Leidensweg Otmars: Duft, Otmar 33 f.: 75-78; zu Otmars Rechtfertigung und dem Sühnewillen seiner Gegner:
Duft. 78-80; Prinz scheint 231 ab 759 eine ..Klosterblüte" anzunehmen.

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