Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 60
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für Pirmins Schrift und für die Art seines Wirkens, zeigen könnte 181. Es
führt zu weit, auf die einzelnen Punkte einzugehen, die Ergebnisse mögen
genügen:

1. Die meisten der im Scarapsus182 behandelten Fragen christlichen
Lebens weisen in ihrem literarischen Stammbaum auf römischen, süd-
französischen, spanischen, im Wesentlichen westgotischen Bereich.

2. Pirmin erinnert in seiner Schrift stark an die „Bauernpredigt" des
Erzbischofs Martin von Braga um 570. Manches weist auch auf Caesar
von Arles.

3. In Reichenau und Murbach, vor allem im Murbacher Katalog!, finden
wir die Bibliotheken ungewöhnlich gut besetzt mit Werken aus dem
westgotischen Raum.

4. Das Bestreben Pirmins, die von ihm gegründeten oder reformierten
Abteien zu einer Kongregation zusammenzufassen, geht nicht auf
Benedikt von Nursia zurück, der an keine Klosterverbände dachte,
sondern auf Fruktuosus von Braga, als Erzbischof gestorben um 670.
Ähnliches finden wir auch bei Iren, aber viel lockerer, und es blieb beim
Ansatz. Die Verbundenheit der Pirminklöster lebt noch im 16. Jh. m.

Fruktuosus kannte die regula Benedicti; er kannte noch besser die
spanisch-westgotischen Verhältnisse. Aus dem Innersten heraus Mönch,
schuf er zwei eigene Entwürfe. Der erste galt dem Männerkloster
Complutum. Die darin genannten Vergehen wie die Strafen entsprechen
einer robusten Welt. Dem entspricht auch, daß Abt und Mönch sich
gegenseitig absichern. Die Profeß ist ein Pakt: Nach einer Zeit der
Vorbereitung und Schulung gelobt der Mönch, „mit Gottes Hilfe und wie
es notwendig ist. dem Abt gehorchen zu wollen": der Abt aber, daß „er
ihnen Christus makellos darbiete". Historiker nannten dies „den
kritischen Gehorsam der Germanen" IM.

Der zweite Entwurf, die regula communis, gilt „Klöstern mit ganzen
Familien". Den Hintergrund bildet die im 7. Jh. völlig ungesicherte

181 Gall Jetker. Studien zum Scarapsus des hl Pirmin. Münster i. W. 1927; Abdruck aus seinem größeren Werk: Die
Heimat des hl- Pirmin, des Apostels der Alamannen. Münster i. W. 1927 (= Beitrage zur Geschichte des alten
Mönchtums Heft Kl): 195:1 legte er seine These nochmals dar: St. Pirmins Erden und Ordensheimat (= Archiv für
mittelrhein Kirchengeschic hte 5. 9 411. Stellungnahme u. Literatur bei Prinz 213 219. Es lohnt sich. .lecker selbst zu
lesen. Vgl. Ursmar Ungelmann.der hl Pirmin und sein Missionsbüchlein. Konstanz 1959 (Die ..Dicta Pirmini" latein.
und deutsch): besonders die Einführung.

182 Näheres zum ..Scarapsus" siehe nach ..Hornbach".

183 Z. B. in Gengenbach die Wahl des hervorragenden Lambert von Büren. Mönch in Neuweiler. 14. Jh.. und des Gisbert
Agrieola. Mönch in Maursmünster. 16. Jh.. nach dem furchtbaren Zusammenbruch in der Reformationszeit.

184 J. Herwegen. Das Paktum des hl. Fruktuosus von Braga. 1907. Die Regel für Complutum (auch Compluti) wie die
regula communis. Voraussetzungen und Gefahren: St. Hilpisch. Geschichte des benediktinisehen Mönchtums 1929.
83/90. LThK IV 1960. 410f.. J Herwegen Kirchenlexikon 4. 1886. 2067 69. KG II 2. 148/49: ..Im Pactum des
hl. Fructuosus von Braga scheint sich gotisches Rechtsdenken auf die Beziehungen zwischen Abt und Mönch
ausgewirkt zu haben"

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