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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 71
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heiligen Benedikt lange Gespräche geführt. Er kehrte dann auf seinem
Pfade nach Hause zurück, der nach ihm bis heute die Straße des heiligen
Pirmin genannt wird". Was er aus dem Bestehenden formte, wurde zu
einer ,,Benediktinischen Musteranlage" 237. Die erste Hochblüte, vor
allem der Schule, trifft in die Zeit vom Beginn der Herrschaft Karls des
Großen bis zum Ende Ludwigs des Deutschen. Wir sehen da nicht nur ein
wirtschaftliches Aufwärts, sondern lebendige Kontakte mit Fulda.
Reichenau, Prüm und St. Gallen, es steht mitten in der ,,karolingischen
Renaissance". Wir haben der Abtei dankbar zu sein für den ersten
deutschen Katechismus (bald nach 789), für das erste deutsch niedergeschriebene
Vaterunser und vor allem für das großartige, mit Endreim
gedichtete „Evangelienbuch" des Mönches Otfrid von Weißenburg,
„theodisce conscriptus", mit einer köstlichen Begründung, warum er das
Werk auf deutsch diktiert hat, ausklingend im Satz „That uuir Kriste
sungun - in unsera zungun". Otfrid mag etwa von den dreißiger bis in die
sechziger Jahre des 9. Jahrhunderts daran gearbeitet haben; er wollte
aber kein Werk für den Winkel, sondern schickte es dem Primas der
deutschen Bischöfe, dem Erzbischof Liutbert von Mainz, den Kameraden
seiner Schulzeit, die jetzt in St. Gallen waren, und, mit einer verspielten
Widmung in den Versanfängen „Salomoni episcopo Otfridus", also nach
Konstanz, und an König Ludwig den Deutschen238. 957 trat das Kloster
der Gorzer Reform bei, und diese Zeit der sächsischen Kaiser breitete
wohl den größten Glanz über das Lautertal.

Bei Amorbach steht die Arbeit Pirmins im Unklaren. Die Klosterlegende
hält an Pirmin fest; 713 dürfte zu früh sein. Die Verbindungen Amorbachs
mit Weißenburg und Hornbach erlauben nicht, daß Pirmin völlig ausgeschieden
wird. Nur müssen wir offen lassen, in welcher Weise und
wann Pirmin auf diese Gründung Einfluß hatte. Sicher gehörten die
Gründer in den gleichen Familienkreis, der hinter den Gründern von
Weißenburg und Hornbach steht. Amorbach und das ganze Gebiet des
östlichen Odenwalds bis zur unteren Jagst (Neudenau. St. Gangolph!) ist
in die Rivalität zwischen den Bistümern Würzburg und Mainz gestellt239.

Die Gründung in Hornbach erweist aufs neue Pirmins Verbindung mit
religiös aktiven Familien des Maas- und Mosellandes. Freilich hatte die
gleiche Sippe kein Gespür für die Aufgabe des Bonifatius 24°. Bischof Milo
von Trier, der hartnäckigste Nein-sager gegen die Pläne des Bonifatius,

237 Für Pirmin-Weiüenburg: H. Buttner im Archiv f. Mittelrh. Kirchengeschichte V. 1953. 106: die bei Büttner konkreter
gebrachte Stelle steht hier nach H. Timerding 257. Hotz. Bilder 290 295. Alte Zeugnisse: der Kapitelsaal (Peter und
Paulskapelle), später (1074) der Westturm.

238 Otfrids Evangelienbuch, herausgegeben von Paul Piper: Freiburg i. Br. und Tübingen 1882. Anselm Salzer,
Illustrierte Geschichte der deutschen Literatur. Wien (etwa 1913). Bd. I (= Salzer) 69-73. Nadler 46/47.

239 Siehe Anm. 127. Prinz 241/42. Literatur 241. Anm. 368. Vgl. die knappe Vorbemerkung in ReclamS Kunsttührer Bd. 1
Bayern 1959, 36/37.

240 Prinz 232 und Anm. 334.

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