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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 73
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Herzog Odilo; Pirmin - Karl Martell; Pirmin die Elsaßherzöge, die
Etichonen; Pirmin - Ruthard, Vater und Söhne; Pirmin die Hocharistokratie
im Mosel- und Maasland, das sind ein paar Hinweise auf den
Einflußbereich Pirmins. Seine Bezugspunkte sind aber nicht etwa
gegenseitig isoliert: der Enkel Karl Martells, Karl (der Große), holt 773
seine Gemahlin Hildegard aus der Herzogsfamilie der Alemannen; der
Bayernherzog Thassilo hat als Mutter Hiltrud, eine Schwester König
Pippins, Tante Karls des Großen; eine Nichte Herzog Odilos, die
erwähnte Adellinde, wurde Gemahlin Warins, dessen Vater Ruthard d. Ä.
und dessen Bruder Ruthard d. J. waren; Warin und Adellinde hatten als
Schwiegertochter Thietrada (Großvater: Karl Martell; Onkel: Pippin);
Thiedrada und ihr Gemahl Isanbart gaben ihre Tochter Heilwig Weif I.
zur Ehe, und von diesen beiden stammt Judith, die zweite Gattin Kaiser
Ludwigs des Frommen, und Hemma, die von Ludwig dem Deutschen, aus
der ersten Ehe Ludwigs des Frommen, heimgeführt wurde21'. Bedenken
wir noch, daß der Adel, der hinter den Klostergründungen im Raum
Echternach - Trier und hinter Weißenburg, Amorbach, Hornbach stand,
zu den Vorfahren der salischen Könige und Kaiser zählt, dann begreifen
wir: Pirmin setzte dort an, wo er einerseits die Riesengefahr der Araber
begriffen fand und andererseits echte Macht erkannte. Diese Gedanken
rühren wohl sehr nahe an das Fundament des ungetrübten Verhältnisses
Pirmins zu Karl Martell.

Wir verstehen Pirmins Art von seiner religiösen Tiefe und von seiner
leidvollen Erfahrung her. Zunächst wirft ja die Unruhe in der Arbeit
Pirmins die Frage auf, ob er wirklich Benediktiner war; als solcher hatte
er doch sein Mönchsein auf das Gelübde der „stabilitas" 244 gegründet.
Manches Mal aber kommt er uns vor wie ein Mann unter Termindruck,
der in der Angst lebt, sein Einsatz sei zu spät.

So nahe Pirmin an Politik herankam, er war doch kein Politiker. Er
kannte die Gewalttätigkeit des Islam und wußte um die Notwendigkeit
eines äußeren Raumes der Freiheit, wenn christliches Leben für ein Volk
möglich sein sollte, deshalb seine Sorge um Einheit und Macht zur
Abwehr der Gewalt, aber ebenso klar um das Ja der ihm Anvertrauten als
etwas in Freiheit Gegebenem. Diese Einsicht beseelte ihn zu der
Behutsamkeit, mit der er die aus dem Reichtum von Regelentwürfen
entstandenen Mischregeln schonte, obschon er die Regel Benedikts
bevorzugte, und sie bewegte ihn, wegen der Alemannenherzöge Landfried
und Theutbald von der Reichenau wegzugehen, aber den Kontakt mit
ihrem Bruder Odilo und ihrer Schwester Regarde, Mutter der Adellinde,
festzuhalten.

243 Für die Stammbäume: bei Josef Siegwart, Zur Frage des alemannischen Herzogsgutes um Zürich (1958) in Müller. 234,
235, 249 u. 227

244 Benediktusregel 58. 17-23.

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