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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 76
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0076
Das Klösterchen Zurzach ist wahrscheinlich von einer Familie aus der
Königssippe gegründet, denn so war es möglich, daß Kaiser Karl III., der
Dicke, aufSchloß Bodmann 881 seiner Gattin Richardis die kleine Abtei
Zurzach übergibt mit der Weisung, nach dem Tod der Kaiserin komme sie
an die Kirche, in der er sich habe begraben lassen. Er starb 888 und wurde
beigesetzt auf der Reichenau, Richardis um 895, beigesetzt in ihrer
Gründung Andlau. Zurzach kam zum Pirminkloster. 1010 war es noch
Benediktinerabtei; 1265 geriet die Reichenau in Finanznöte und verkaufte
das Kloster Zurzach an den Bischof von Konstanz. Dabei wird sichtbar,
daß es sich zu uns unbekanntem Termin in ein Chorherrenstift umgewandelt
hat. Seine noch rekonstruierbare große Anlage erklärt sich
leicht durch die sehr lebendige Verena-Wallfahrt 249. Für das Volk um
Hochrhein und Bodensee hat Verena (Vrenele) die gleiche Bedeutung wie
Odilia für das Elsaß.

Rheinaufwärts, je nach Weg etwa 30-40 km von Zurzach, aber kaum
10 km unterhalb des Rheinfalls von Schaffhausen, liegt in einer schönen
Rocaillekurve des tief eingeschnittenen Rheins auf einer Insel der Rest
der ehemaligen Abtei Rheinau.

Vieles, was über die Gründung überliefert wird, braucht Vorsicht. Es
scheint, Ende des VIII. Jh. einen ersten Ansatz mit Mönchszellen gegeben
zu haben, der nicht durchhielt; erst etwa 70 Jahre später lebte es kräftig
auf. An diesem Beginn steht der Ire Fintan (auch Findan). Er starb hoch
verehrt 878 in Rheinau. Sein Weg war so wild wie das 9. Jh.: Von den
Normannen verschleppt, als Sklave auf die Orkney-Inseln verkauft,
konnte er entkommen, nahm in Schottland bei einem Bischof Unterricht,
pilgerte nach Rom, kam auf dem Rückweg nach Pfäfers und erfuhr in
diesem Kloster vom Anfang und Zerfall auf der Insel. Der Enkel des
ersten Gründers, Wolvene, bemühte sich um die Wiederherstellung.
844 findet sich Rheinau zum ersten Mal in einer Urkunde. 851 kam Fintan
und lebte in irischer Strenge; als er 856 zum Abt gewählt wurde, lehnte er
ab und lebte in einer neben die Kirche gebauten Zelle als Einsiedler
„calore ignis nunquam refectus". In den Wirren der Reformation wurden
seine Reliquien verbrannt, nur sein Haupt blieb verschont 250.

St. Blasien soll als Vorgänger eine Einsiedlerzelle an der Alb gehabt
haben, zu dem Besitz Wolvenes gehörend, den er Rheinau vermacht hatte.
Die Gründung des Klosters geht auf Reginbert von Seidenbüren zurück,
wohl Mitte des 10. Jh's.; Reginbert starb 963. Um das Jahr 1000 bestand
lebhafter Kontakt mit Wilhelm von Volpiano, Abt in St. Benigne, Dijon,

249 Reinle. vgl. (247). 14 und 15.

250 LThK VIII 1963, 1274 (U. Engelmann). 852 große Schenkungen. 858 Königsschutz. Abtswahl und Immunität. R. Hootz.
Kunstdenkmäler in der Schweiz. [. Band 1969 S. 378 und Bilder S. 188 192. Zum Latein: ,,nie gekräftigt durch die
Wärme des Feuers".

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