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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 85
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Thomas von Aquin, der ja die Schule auf Monte Cassino besucht hat,
sagt: „Die innerste Bindung der Mönche ist ausgerichtet auf das
beschauliche Leben". „Beschauliches Leben" packt Gregor der Große in
die Worte: „Mit ganzem Herzen die Liebe zu Gott und die Liebe zum
Nächsten üben, aber nicht um der äußeren Tätigkeit willen, sondern aus
der Sehnsucht nach dem Schöpfer". Er zitiert Augustinus: „Es ist nicht
möglich, den Geist dauernd in der Beschauung zu halten. Nur im Spiegel
und Rätselbild erhascht er mit seinem Blick etwas von der Ewigkeit wie
in Heimlichkeit und vorübergehend um dann, erschauernd vor der
Unermeßlichkeit, in sich selbst zurückzusinken. Er muß zurück in das
tätige Leben und sich der Ausübung guter Werke widmen". Auch mitten
in der ihm zugewiesenen Arbeit soll im Benediktiner Liebe und
Sehnsucht nach dem beschaulichen Leben lebendig sein291.

Was Benedikt fordert an treuem, oft uninteressantem Dienst, an
ehrlichem Gehorsam und an innerem Feuer, erscheint dem ersten
Hinschauen leicht, aber sein Gewicht erfährt, wer nach diesen Weisungen
lebt. Damit durchgehalten werden kann, setzt Benedikt geraume Zeit
an, die frei bleiben soll der Lesung und der Meditation nicht als ob er ein
Freund wäre des „Vielerlei" im Lesen, er erwartet innere Verarbeitung
und Anwendung auf das Leben.

Die Forderung einer Treue zum Kloster der Profeß bis in den Tod, die
Forderung des Gehorsams und des gegenseitigen Dienens in der Familie
des Klosters, unter dem Abt, unter der Regel, bezweckt nicht irgend einen
diesseitigen Nutzen. Solch ein Vorteil kann Zugabe sein. Den Weg weist
das Wort der Bergpredigt, das Benedikt selbst dem Abt auf das Gewissen
bindet: „Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit!" 292.
Benedikt weiß, wie sehr Gemeinschaft und Beständigkeit nötig sind,
damit der Mensch zu einer wirklichen Loslösung von sich selber kommt.
Er verurteilt scharf und klar alles Mönchsein aus Einfall oder Laune.
Nur durch ein Leben aus bewußter Einfalt, ohne Schielen nach gerade
gängigen, verlockenden Angeboten, werden die Mönche ohne darauf zu
zielen! - den Menschen, die sie erleben, eine Quelle der Kraft und ein
wärmendes, leuchtendes Feuer.

Die Mönche des Anfangs sahen die Gefahren mönchischer Lebensform.
Auch Benedikt weiß um solche Gefährdung. Nicht grundlos stellt er sich
gegen das „Murren". Genau so wehrt er sich gegen alle Streberei nach
Posten und Pöstchen. Es soll dem „Vorsteher" nicht um das Vorne-dran-
sein gehen, sondern um den Dienst, der ihm aufgetragen ist293. In den
Spannungen, die zu jeder Gemeinschaft gehören, erst recht zu einer meist

291 Butler, vgl. (11), S. 85.

292 RB 2.36.

293 RB 64.8; lateinisch ..prodesse magis quam praeesse".

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