Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 90
(PDF, 129 MB)
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Unterhalt durch den Bettel, ihre Tätigkeit ist vor allem Seelsorge und
Predigt zugewandt. Ihr natürlicher Platz ist in den Städten, die ja in
Deutschland sich eben auch zu bilden begannen. Da nun aber die Ortenau
zwar eine Reihe kleiner Städte aufwies, keine Großstadt - die bedeutende
Großstadt lag jenseits des Rheins, Straßburg! - und nur eine mittlere
Stadt, Offenburg, ist nicht zu erwarten, daß die Bettelorden in dieser
Landschaft Bedeutung gewinnen. Die Dominikaner sind nirgends zu
finden, sie sind wirklich nur an wichtigen Plätzen, in Freiburg, Colmar,
Straßburg, Schlettstadt, Pforzheim; auch die Augustinereremiten oder
die Karmeliten sind in der Ortenau nicht seßhaft geworden. Einzig die
Franziskaner bauen in Offenburg 1280 ein Kloster, natürlich an der
Stadtmauer, da dort allein noch Platz für sie ist: ihre Kirche und ihr
Kloster ist jetzt von den Augustinerchorfrauen ULF und ihrem
Mädchengymnasium genutzt. Erst im 15. Jhdt. 1426 bzw. 1456 entsteht -
ganz entgegen aller franziskanischer Gewohnheit - weit außerhalb der
Stadt am südlichen Auslauf des Fremersbergs ein kleiner Konvent der
Minoriten, der aber für Baden-Baden und Umgebung nicht ohne
Bedeutung ist. Die Bettelorden boten über das Leben im Kloster hinaus
auch die Gemeinschaft des „Dritten Ordens" an - neben dem ersten der
Männer und dem zweiten der Frauen - eine Art religiös gebundenes
Leben in der Welt. Solche, die sich dafür aufgeschlossen zeigten, blieben
in der Welt, auch eventuell in ihrem Stand als Eheleute, oder sie
schlössen sich in loseren Gemeinschaften zusammen. Solcher Art waren
dann die Beginen oder Regelschwestern, denen wiederum die Form der
Klausnerinnen zugeordnet werden kann.

Noch im 13. Jahrhundert entstand bei einer anderen Stadt ein eigentümliches
Kloster eines kleinen Ordens von nur örtlicher Bedeutung: das
Kloster „Niedersteigen" östlich vor den Mauern von Lahr, wo heute die
evangelische „Stiftskirche" steht. Beim elsässischen Zabern hatte sich in
diesen Jahrzehnten eine klösterliche Gemeinschaft unter der Regel des
hl. Augustinus gebildet, die sich in Beziehung zu dem Platz, den sie
benützte, „Obersteigen" nannte. Diese Gemeinschaft hat eine Filiale vor
Lahr gegründet, die sich über zweihundert Jahre gehalten hat. In einer
späteren Zeit, in der so manches Benediktinerkloster, den strengeren
Anforderungen einer Reform gegenüber, in die leichtere Lebensart eines
Stiftes auswich, die persönliches Eigentum der Stiftsherren und eigenen
Haushalt gestattete - man denke an Weißenburg, Ellwangen, Mosbach,
Sinsheim, Odenheim oder die Umwandlung des Nonnenklosters Waldkirch
in ein Stift für weltliche Chorherren - hat auch dieses Kloster von
Lahr 1482 eine Umwandlung in ein Chorherrenstift erfahren, jahrsdarauf
übrigens sein Mutterkloster in Zabern ebenso. Zehn Jahre später wurden
die Pfarrechte über die Stadt Lahr an diese Stiftskirche vor den Mauern
der Stadt übertragen. Die Umwandlung eines Klosters in ein Stift hatte

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