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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 100
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Dem Gedächtnis der Toten war die Kreuzkirche ebenso gewidmet, wie die
einst am gleichen Ort vorhanden gewesene Memoria. Die Art, wie das
Fundament des Ostflügels den Gräbern der verehrten Toten ausweicht
und sie überspringt, macht das deutlich; die unbeholfene Mauertechnik
läßt hier Entlastungsbögen einer erfahrenen Maurergeneration vermissen
. (Abb. 4) Die Mauerstruktur entspricht karolingischer Gewohnheit:
handliche kleine Steine sind gut lagerhaft verlegt, die Ecken des Baues
ruhen auf enggesetzten Pfosten. Dieses Pfostenfundament fand sich
unter der ganzen Kreuzkirche, lediglich unter den Spannfundamenten
trat es zurück. An einigen Stellen konnten die Pfostenlöcher unter der
gesinterten Krustensohle geöffnet werden; nicht die geringste Spur von
Pfostenholz war übrig geblieben, die Löcher waren völlig leer10.

Nicht nur dem Gedächtnis der Toten muß die Kreuzkirche gedient haben;
einer frühen Christengemeinde diente sie zum Gottesdienst, womit sie
auch Taufkirche war. Auf eine Taufanlage im Zentrum der Kreuzkirche
weist eine Piscina-Abflußrinne, die am Spannfundament der östlichen
Vierung in die Tiefe führte n. Klostergeistliche werden die Gemeinde
durch Zugänge vom Atrium her betreut haben. (Abb. 3)

Abbruch und Erneuerung der dritten Kirche sind zeitlich schwer faßbar,
die Erneuerung selbst ist an den stärkeren, breiteren und tiefer
greifenden Fundamenten sehr gut belegt. Nachrichten über die Erneuerung
der Kirche liegen nicht vor, es sei denn, man bringe die Erneuerung
mit dem Überfall der Ungarn im Jahre 938 in Verbindung, was jedoch zu
spät erscheint12. Die Erneuerung mit stärkeren Fundamenten läßt
vielmehr auf eine zu schwache Fundierung der dritten Kirche schließen,
was bei dem oft hoch anstehenden Grundwasser bauliche Schäden zur
Folge haben mußte. Der von den Ungarn verursachte Schaden wirkte
sich in den Fundamenten nicht aus. Da die breiteren und tiefer greifenden
Fundamente dem überwiegenden Teil der Nord- und Südwand und der
ganzen Westwand untergezogen wurden, kann man von einer völligen
Erneuerung der Kirche sprechen: von der vierten Kirche. Ein geringer
Teil der östlichen Kirche konnte nicht erneuert werden; die hier
ansitzenden Klostergebäude sind wohl einerseits für den Ostbau
stabilisierend gewesen, so daß Schäden hier nicht aufgetreten sein
werden, anderseits hätten diese ansitzenden Gebäude in den Abbruch mit
einbezogen werden müssen, was man vermeiden wollte. (Abb. 14)

10 Die Pfosten unter dem Lettner-Fundament vom Jahre 1283 waren hingegen mit Waldkante noch vollkommen
erhalten.

11 „Die Verwendung sepulkraler Bauformen für Baptisterien darf uns nicht in Staunen versetzen, weil Taufe. Tod und
Auferstehung in der Vorstellung früher Christen zusammen gehörten." S. Guyer, Grundlagen Mittelalterlich-
Abendländischer Baukunst. Zürich 1956, 36.

12 FDA XIV, 1881, 157 Nr. 25.

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