Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 102
(PDF, 129 MB)
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Boden erhöht ist. Die Achse des vorausgehenden Reliquiengrabes ist
identisch mit der des Mosaiks. Fast genau über dem älteren Grab befand
sich der Reliquienbehälter in der unteren Hälfte des Mosaiks. Über
dessen Größe, Material und Ausschmückung herrscht Ungewißheit.
Thema und Darstellung des musivischen Bildwerks sind an den noch im
Boden erhaltenen Teilen ablesbar. Links der Mittelachse - nördlich -
steht Kain, ein-Ährenbündel hebend; über ihm Abel mit seiner Opfergabe;
doch von ihm sind nur die rotumwickelten Beine und Teile des Gewands
zu sehen. Rechts ist der Brudermord dargestellt. Kain schlägt mit
einem Beil zu; Abel bricht nach vorn zusammen. Aus den gefundenen
Bruchstücken ergibt sich, daß über dem Reliquienbehälter eine mit einer
Stola bekleidete Figur stand und rechts des Behälters ein Leuchter
plaziert war. Ein umlaufendes Schriftband umschloß das Ganze. Auf der

Seite der Opferszene ist noch lesbar:.....VNERA * ABEL * EXTENDIT *

DEVS...", auf der Brudermordseite: „...C * IRATVS * CHAIN *
OC...". (Abb. 8 u. 9)

Die Zerstörung des Mosaikgrabes nach der Mitte des 12. Jahrhunderts
ließ sich archäologisch gut nachweisen. Der Bau der romanischen
Basilika war bereits bis zur Höhe der Fundament-Bankette fortgeschritten
und das Bodenniveau durch Einbringen von Letten um ca. 1,00 m über
dem karolingischen Boden erhöht, als der Angriff auf das Kloster
erfolgte, bei welchem das Mosaik zerstört wurde. Dem unter der
Aufschüttung noch völlig intakten Mosaik war natürlich der kostbare
Reliquienbehälter wegen der notwendig gewordenen Erhebung der
Reliquien längst entnommenlti. Der versuchte Reliquienraub blieb
ergebnislos, doch das ganze Mittelfeld des Mosaik-Medaillons wurde
zerstört; ein Teil der ausgebrochenen Mosaikstücke fand sich in dem
ausgehobenen Erdtrichter. Nach dem Abzug der Einbrecher füllten die
Mönche mit reichlich angefallenem Bauschutt die Grube; die Arbeit am
Neubau ging weiter und roter Sandsteinsplitt von der Arbeit der
Steinmetze überzog den gesamten Boden - auch die Störungsgrube. Die
Klosterchronik berichtet von der Zerstörung durch Kriegsleute des
Grafen Berthold von Nimburg im Jahre 116917; zeitlich fällt das mit der
Zerstörung des Offo-Grabes (Mosaik) zusammen.

Der bereits erwähnte Neubau der romanischen Basilika nach der Mitte
des 12. Jahrhunderts wurde durch einen verheerenden Brand der Kirche
im Jahre 1153 verursacht. Die neue Kirche maß in der Länge 60,50 m, in
der Breite 18,50 m. Sie gliederte sich in Hauptschiff, Ostquerhaus und
Ostchöre. Der Hauptchor war von Seitenchören flankiert, die um 1,20 m

16 Auf eine zwischenzeitliche Herausnahme des Reliquienbehalters bei drohender Gefahr - lassen Ausflickungen des
Mosaiks mit grauem Mörtel schließen. (Nachuntersuchung Ren. Marzolff).

17 FDA XIV. 1881. 159 Nr. 36.

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