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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 105
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hier den römischen Charakter erkennen ließ. Eine weitere im Langhaus
der heutigen Kirche von Nord nach Süd ziehende Mauer gehörte als
Hofmauer zu diesem vorklösterlichen Baukomplex. Sowohl die Gestückstruktur
ihrer Fundamentsohle, als auch eine Schuttablage mit römischen
Fundstücken (Schlüssel, Pfeilspitze und Keramik) an der Außenseite
der Mauer zeigen an, daß es sich nicht - wie vermutet - um eine
ursprüngliche Klostermauer handelt. (Abb. 10, 11, 13)

Bedeutung kommt aber zwei Einzelfunden zu, die auf einen kleinen
Antentempel zu dieser Hofanlage schließen lassen. Da ist einmal der Kopf
eines Herkules oder Vulkanus, der im Klosterbereich gefunden wurde2K,
zum andern die große Tempelschwelle, die als Deckplatte auf dem
Steinplattengrab Nr. 4 eine zweite Verwendung fand. Ihre ursprüngliche
Herkunft vom Eingang eines kleinen Tempels verriet sich durch die
Abdrücke zweier Stützen, zwischen denen diese vielbegangene Schwelle
rundgelaufen war. Der ursprünglichen Schwelle fehlte ein ca. 40 cm
langes Stück; es fand sich als Spolie verbaut am Plattengrab Nr. 3. Dieses
Grab war in das Fundament der römischen Nordmauer (auf 23 N) gesetzt;
beide Plattengräber sind in die gleiche Zeit zu datieren: in das späte
8. Jahrhundert.(Abb. 12)

Das östliche Vorfeld Straßburgs - im weiteren Sinne die Ortenau - stand
seit der Mitte des 6. Jahrhunderts unter fränkischem Einfluß. In dieser
Zeit zogen alemannische Herzöge gemeinsam mit einem fränkischen
Heer nach Süden27. So konnten geringere Adelsgeschlechter der
Alemannen ohne Anstoß fränkische Dienste nehmen. Der Königshof in
Burgheim wird als Verwaltungskopf bereits seine Funktionen ausgeübt
haben. Die ehemals römischen Areale am Fuß der Vorberge gehörten nun
zum königlichen Fiskus28. In diese politischen und landschaftlichen
Gegebenheiten kamen zum Anfang des 7. Jahrhunderts - die Überlieferung
sagt 603 -29 iroschottische Pilgermönche (sie durchzogen damals
ganz Gallien) mit ihrem „Prinzen" Offo, um in klösterlicher Gemeinschaft
ein heiligmäßiges Leben zu führen. Die Bekehrung der Heiden war
nicht ihr Ziel: ihre Aufgaben sahen sie noch nicht „in der Welt"30. Sie
wohnten in Hütten ohne jeden baulichen Anspruch. Nur das Haus Gottes
war geordnet; es war geostet, hatte ein abgesondertes Sanktuarium mit
dem Altar in der Mitte.

26 K. List, Zwei Einzelfunde aus der Reichsabtei Schuttern. in: Archäologisches Korrespondenzblatt. Mainz 1974. Heft 3,
267.

27 F. Stroheker, Die Alemannen und das spätrömische Reich, in: Die Alemannen in der Frühzeit. hg. v. Wolfgang
Hubener, Bühl 1974. 25.

28 G. Fingerlin, Zwei römische Straüenstationen im südlichen überrheintal, in: Denkmalpflege in Baden Württemberg
5, 1976. Heft I, 27.

29 FDA XIV. 1881, 157.

30 Chr. Courtois, „Der gänzliche Verzicht auf den Umgang mit Menschen erschien noch lange Zeit als die

vollkommendste Verwirklichung des Askese-Ideals". Dazu auch W. Levison:.....um der Welt völlig zu entsagen". In:

Mönchtum und Gesellschaft im frühen Mittelalter. Darmstadt 1976, 19 u. 93.

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