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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 106
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0106
Hier verdient besondere Beachtung, daß diese erste Kirche in Schuttern
in eine römische Ruine hineingesetzt wurde. „In antiken Ruinen bauen":
das entsprach der Gepflogenheit iro-schottischer Pilgermönche31, und es
gibt kaum ein von ihnen gegründetes Kloster, das sich dieser Regel
entzieht. Columbans Gründungen bestätigen allesamt diese Regel.
Dagegen folgen die pirminischen Gründungen anderen Gesichtspunkten.
Oft wurde vermutet, der Gründer Offo sei ein ansässiger Adliger gewesen,
der sein Eigen zur Gründung gab32. Dem ist entgegenzuhalten, daß
inmitten des Fiskallandes ein solcher Eigner nicht denkbar ist, auch
hätte er nicht in Trümmern römischer Herkunft gewohnt; als Insasse des
Klosters hätten diesem seine eigenen Gebäude zur Verfügung gestanden.
Das hier ausgedehnte Krongut läßt die Hand des Königs und die
Mitwirkung des Herrn in Burgheim bei der Gründung erkennen33, wobei
auch der Bischof in Straßburg eine maßgebende Rolle gespielt haben
wird34. Der weitreichende Einfluß des Adelsgeschlechts in Burgheim
wird deutlich an dem burgundischen ,,Export"-Sarkophag aus der Mitte
des 7. Jahrhunderts; der einzige dieser Art rechts des Rheins35! Ohne den
Königshof Burgheim ist Schuttern im ersten Drittel des 7. Jahrhunderts
nicht denkbar36.

Leibeigene Bauern besaß das Kloster zur Gründungszeit kaum; gänzlich
ohne Hilfe waren sie deshalb sicher nicht. Der Herr im nahen Burgheim
gebot über Land und Leute; er verwaltete den königlichen Fiskus und, da
zu vermuten ist, daß König Dagobert der Gründung Offos fördernd
gegenüber stand, wird vom Königshof auch Hilfe gekommen sein. Nach
der Klosterchronik habe der dritte Abt - Diepoldus - von Dagobert den
Hof Herlisheim im Elsaß erhalten, was um 630 geschehen sein könnte37.

Der Mentalität der Pilgermönche entsprechend sind außer den bescheidenen
ersten Sakralbauten - Kirche und Memoria - in baulicher Hinsicht
keine weiteren Initiativen zu erwarten; man überließ sich der Kontemplation
, sofern die dringende Lebensfürsorge ein beschauliches Dasein
gestattete38. Dies änderte sich mit dem Heraufkommen der Karolinger
und den von ihnen geförderten monastischen Lebensformen. In unserm

31 R. Sprandel. „ .. .daß die merowingischen Heiligen nach antiken Ruinen suchten, um dort ihr Kloster zu gründen",
in: Der merowing. Reichsadel. Diss. Frb. 1955. 159.

32 Mone QS III. 49; J. Sauer. Die Anfänge des Christentums in Baden. Heidelberg, 1911, 52; Schaffner, Die
Frühgeschichte des Klosters Schuttern, in: Die Ortenau 41, 1961, 230.

33 „Die Wurzeln dieses hohen Ranges (Schutterns) liegen einerseits in Pirmins Tätigkeit, anderseits in der Ausstattung
des Klosters durch einen Mann des Königs... oder durch den König selbst." Schaffner, 229.

34 Das Marien-Patrozinium weist ebenfalls auf eine Beziehung zur Bischofskirche in Straßburg.

35 K. List, Der merowingische Königshof und sein Herrengeschlecht. In: 20/1978; auch 18/1976, 56.

36 Sauer 27: „Kloster Schuttern verdankt seine frühe Entwicklung dem Burgheimer Königshof und dem hier
ausgedehnten Fiskalbesitz".

37 FDAXIV, 1881,157 Nr. 3; dazu: RBS I 216. Nr. 11. Dagobert I. weilte i. J. 629 in Straßburg (Vita Eligii. 1.31) MG Dipl.
Merow. I 186, nr. 70.

38 „Die Asketen der Frühzeit... taten zunächst einmal durch Jahrhunderte hin wenig oder nichts". W. Braunfels.
Abendländische Klosterbaukunst, Köln 1969, 32.

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