Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 143
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Pontifikalamt. Vom Markgrafen mit einer goldenen Tabakdose und der
damals üblichen Gedenkmünze beschenkt, kehrte er nach Schuttern
zurück.

Ein besonders festlicher Tag, ein Höhepunkt der Amtszeit Abt Vogels,
war der 6. Mai 1770. An diesem Tag übernachtete Marie Antoinette, die
Tochter Maria Theresias, im Kloster. Sie war auf dem Weg zu ihrer Hochzeit
mit dem französischen Thronfolger, die Nacht in Schuttern war die
letzte auf deutschem Boden vor dem Übertritt auf französisches Gebiet
auf einer Rheininsel bei Straßburg. Das Ereignis ist ein Musterbeispiel
der überzogenen höfischen Prachtentfaltung jener Zeit. Ein Herrscher
war die Majestät, die Verkörperung von Macht und Größe und beneidenswert
und glücklich mußte jeder Ort sein, den sein Fuß berührte.
Schon im Oktober 1769 befahl die Regierung in Freiburg, daß bis April
alle Straßen, die der Brautzug nehmen sollte, repariert und gegebenenfalls
„bequeme und wandelbare Straßen" neu angelegt werden müßten.
Die Straße behielt noch lange den Namen „Dauphinstraße". Dann
setzten die Neu- und Umbauarbeiten im Kloster selbst ein. Das Gefolge
bestand aus 257 Personen, 57 Wagen und 450 Pferden. So wurde ein
Gebäude mit 15 Zimmern, von dem vorher nur die Hauptmauern standen,
für mehr als 1000 Gulden ausgebaut, 12 andere Zimmer aus Heubühnen
und anderen Wirtschaftsräumen geschaffen, der große Saal für fast 400
Gulden renoviert. Dazu kamen neue Möbel, Bettzeug, Geschirr, insgesamt
Ausgaben von mehr als 15 000 Gulden. Für die Verköstigung sorgten
73 Personen Küchenpersonal, riesige Mengen Lebensmittel wurden
benötigt, den Wein mußte der Abt liefern. Zur Unterhaltung plante man
eine Theateraufführung, zu der die Truppe aus Baden-Baden geholt
werden sollte, gab sich dann aber mit dem Hoforchester aus Rastatt
zufrieden, das aus 24 Personen bestand. Die hohen Unkosten von über
1000 Gulden wollten die Landstände nicht übernehmen und schlugen
eine Musik vor, die von kundigen Mönchen aus Schuttern und den
umliegenden Klöstern gespielt werde. Der Festbericht erwähnt dann
aber doch das Hoforchester. Ende März bemängelte der vorausgereiste
Graf die Tapete im Schlafzimmer. Es mußte neu tapeziert werden, wobei
für das Audienzzimmer eine Tapete aus italienischem Brokatell, für das
zweite Appartement eine solche aus Damast Verwendung fand. All dies
brachte Mehrkosten von 900 Gulden. Schließlich war für den Abend ein
Feuerwerk erforderlich. Der Feuerwerker kam aus Straßburg und
kostete über 2 000 Gulden. Endlich war der große Tag gekommen. Gegen
2 Uhr traf Marie Antoinette, von Salutschüssen und Glockengeläute
begrüßt, in Schuttern ein. Nach einer feierlichen Mahlzeit erhielt der Abt
den Titel eines wirklichen geheimen kaiserlichen Rates, dazu als
Geschenk der Kaiserin ein mit Diamanten besetztes Brustkreuz sowie
einen Ring. Das Kreuz galt als Schmuckstück erster Qualität, das von

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