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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 161
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sozialen Einzugsbereich dem Bistum gleichzustellen ist: „Mit einem
Terminus des 17./18. Jahrhunderts könnte man sagen: Der stiftsfähige
Adel saß in Ettenheimmünster und seine vornehmsten Vertreter hatten
die Möglichkeit, über Klosterschule und Bistum ihre Karriere im
Reichsklerus zu machen.,"

Alles was wir sonst über die innere Entwicklung Ettenheimmünsters in
der Frühzeit wissen, entstammt dem beginnenden 12. Jahrhundert. In
diese Zeit fällt die erste Redaktion der Landelinsvita2, die mit der nach
1100 einsetzenden Reform des Klosters und mit den Versuchen im
Zusammenhang steht, wieder in den Besitz verlorengegangener Rechtstitel
zu gelangen. Die Vita berichtet ausführlich von der Bedrückung des
Klosters durch die königlich gesinnten Straßburger Bischöfe in der Zeit
des Investiturstreits. Dieser Bericht mag zum Teil tendenziös gefärbt
sein; richtig an ihm ist jedoch, daß die Abtei in den Kämpfen dieser Jahre
schwer gelitten hat, daß ihre Rechte ignoriert und ihre Besitzungen
verschleudert worden sind, daß der Konvent durch den weitgehenden
Entzug der Existenzgrundlage dezimiert wurde: Von den ursprünglich
30 Mönchen fanden der Landeslinsvita zufolge kaum noch 12 ihr
Auskommen. Daß man, um hier Abhilfe schaffen zu können, zum Teil auf
Fälschungen zurückgreifen mußte, wirft freilich ein bezeichnendes Licht
auf die Entwicklung, die das Kloster vom 9. zum 11. Jahrhundert
genommen hat. Die Kenntnis der eigenen Geschichte war offensichtlich
weitgehend verloren gegangen, die Urkundenüberlieferung auf einige
unbedeutende Reste zusammengeschmolzen. Das spricht nicht gerade für
ein blühendes geistiges Leben, bestätigt eher den Eindruck der Stagnation
und des Niedergangs, der freilich auch in zahlreichen anderen
Konventen seit der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts zu beobachten ist.

Dem Neubeginn des 12. Jahrhunderts, der Reform der äußeren und
inneren Verhältnisse war indes Erfolg beschieden. 1155 weihte Bischof
Burkhard von Straßburg in der anscheinend erneuerten Klosterkirche
den Maria Magdalenen-Altar. Bischof Heinrich übereignete zwar 1183
dem Kloster die Einkünfte der Kirche in Schweighausen noch „aus
Mitgefühl für seine Armut"3; die Besitzbestätigung Honorius' III. von
1225 erweist jedoch, daß das Kloster wieder über einen ausgedehnten
Güterkomplex verfügen konnte. Der wirtschaftliche Aufschwung aber
war begleitet von einem Prozeß der geistigen Erneuerung. Dafür lassen
sich einige Belege beibringen.

1 Hansmartin Schwarzmaier, Die Klöster der Ortenau und ihre Konvente in karolingischer Zeit. ZOO 119/1971, 1-31;
S. 19. Soweit nichts anderes vermerkt ist, wird für die Anfänge des Klosters auf diesen und den in Anm. 4 genannten
Aufsatz Bezug genommen.

2 Eine Fassung des 12. Jahrhunderts nach einer Abschrift des 17. Jahrhunderts ist ediert von J. van der Straeten, La vie
de S. Landelin, ermite et martyr au pays de Bade. Analecta Bollandiana 73/1955. 66-118; S. 97 118.

3 RBS r, 350 Nr. 614.

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