Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 162
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0162
Schon die Ausbildung der Landelinslegende dokumentiert ein neues
Selbstverständnis der Ettenheimmünsterer Mönche des 12. Jahrhunderts
, das sich in dem Bemühen kundtut, die eigene, weithin untergegangene
Geschichte durch die Aufnahme mündlich tradierter und der
Legende entlehnter Vorgänge zurückzugewinnen. Natürlich standen
hierbei rechtliche Überlegungen im Hintergrund, „ging es darum, den
eigenen Rechten ein möglichst hohes Alter zuzuschreiben, sie mit einer
ehrwürdigen Heiligengeschichte zu verbinden." "Zugleich handelte es
sich jedoch auch um einen inneren Vorgang: Die Neuformulierung der
eigenen Vergangenheit bezeugt das wiedererwachte geistige Interesse
und die Erneuerung literarischer Bildung.

Das Wiederaufleben der Schriftlichkeit ist ein beredtes Indiz für den
Aufschwung, den das monastische Leben seit dem ausgehenden 11. Jahrhundert
genommen hat. Für Ettenheimmünster ist allerdings auch hier
die Uberlieferung nicht gerade günstig. Immerhin ist die Existenz eines
Evangeliars des 11. Jahrhunderts bekannt, das auch Nekrolog und
Urkundenabschriften enthalten haben muß. Leider ist es verlorengegangen
. Einige erhaltene Textfragmente der Klosterbibliothek, aus Buchdeckeln
abgelöste Reste liturgischer Handschriften5, dürfen vielleicht
als Zeugnisse dieser Periode angesehen werden.

Neben der Ausstattung der Klöster mit einer ausreichenden und
rechtlich abgesicherten materiellen Basis beinhaltete der Begriff
,Klosterreform' die Hebung von Ethos und Spiritualität, die Sorge um
fähige Klostervorsteher und den Anschluß der Kommunität an ein
Reformzentrum mit gleichzeitiger Übernahme seiner ,consuetudines',
seiner innerklösterlichen Gewohnheiten6. Wie wir wissen, hat sich der
Ettenheimmünsterer Konvent um 1124 dem von Fruttuaria aus geprägten
Reformkreis St. Blasiens angeschlossen. Der Anfang 1125 erstmals
bezeugte Abt Werner, der als Zeuge einer Urkunde von 1145 zum
letztenmal begegnet1, ist ebenso wie sein Nachfolger Abt Friedrich zuvor
Mönch in St. Blasien gewesen8. Ettenheimmünster hat sich der Reform
zu einer Zeit zugewandt, als sich an der Spitze des Straßburger Bistums
ein einschneidender Wechsel vollzog. Nach den kaisertreuen Bischöfen
Otto und Kuno, die von der Klosterüberlieferung für den Niedergang der
Abtei verantwortlich gemacht werden, wurde mit Bischof Bruno ein
Mann eingesetzt, der enge Beziehungen zu St. Blasien unterhielt und der

4 Hansmartin Sehwarzmaier, Die politischen Kräfte in der Ortenau im Hochmittelalter. ZGO 121/1973, 1-33; S. 6.

5 Vgl. Karl Preisendanz, Die Handschriften des Klosters Ettenheimmünster (Die Handschriften der Badischen
Landesbibliothek 9). Karlsruhe 1932.

6 Klaus Schreiner, Benediktinisches Mönchtum in der Geschichte Südwestdeutschlands. GB 23-114; S. 31 f.

7 RBS I, 330 Nr. 508.

8 Die Daten der Abtsliste von Ettenheimmünster GB 220 - sind entsprechend zu berichtigen. Einzufügen ist dort der
1213 und 1216 bezeugte Abt Gottfried. RBS II. 12 Nr. 797 bzw. 17 Nr. 829; vgl. Gallus Mezler. Die Äbte der Klöster
Ettenheimmünster und Schuttern, FDA 14/1881, 143-155; S. 145.

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