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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 186
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„Hier (in Ettenheimmünster)", berichtet der Musiker und Komponist
F.F.S.A. von Boecklin, der als weitgereister Diplomat die Musikverhältnisse
in Deutschland gut kannte, „ist die Musik immer im Zunehmen, und
sobald ein Tonmeister durch's Land reiset oder sich darinn aufhält, so
eilet fast ein jeder vor allen Dingen solcher Abbtey zu, um zu hören oder
um sich hören zu lassen, weil man ihm sagt, und das mit Wahrheit
versichert, daß er da vorzüglichst im Lande gut accompagnirt werde.
Denn in der That ist hier die Musik in die erste Klasse der Klostermusiken
zu setzen, welches wohl kein Kenner abläugnen dürfte. Mit Rührung
und Vergnügen hörte ich hier öfters und jedesmal die der Tonkunst zur
Ehre Gottes, zur Erbauung und zur Erquickung geweihten Stücke so
harmonisch, so sanft melodisch, so schön concertirend und in reinem
angenehmen Ausdruck spielen und absingen, auf welche Weise mir
deshalb weder Herz noch Ohren irgendwo in einem anderen schwäbischen
Gotteshause jemals befriedigt worden sind."112.

Über die Musikausübung in Ettenheimmünster während des Mittelalters
finden sich vereinzelte Zeugnisse, aus denen sich jedoch kein genaueres
Bild gewinnen läßt. Die Grundlagen für die spätere Blüte legte wiederum
Abt Franz Hertenstein, der vor seiner Übersiedlung von St. Gallen nach
Ettenheimmünster in Weingarten Musik studiert hatte.113 Selbst ein
ausgezeichneter Orgelspieler, führte er das Fach Musik - Gesang und
Instrumentalspiel - in Ettenheimmünster in den Lehrplan der Klosterschule
ein. Mit dem Musikunterricht wurden die Patres Columban
German, der selbst komponierte, und Paul Vogler betraut.114 In der
Folgezeit begegnen immer wieder die Studiosi der Klosterschule als
Mitwirkende bei Musik- und Theateraufführungen.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Einrichtung eines neuen
Klosteramtes. Neben den ,chori director', den Leiter des Choralgesangs,
trat der „musicae director", der für die Figural- und Instrumentalmusik
zuständig war. Am Rande sei erwähnt, daß Abt Franz in seiner
Aufstellung zu dem - nicht ausgeführten - Neubau der Klosteranlage
eigens ein „Aufbehaltzimmerlein für die Spihlinstrumenta" vorgesehen
hatte.115

Im 17. und auch im 18. Jahrhundert war der Choralgesang für den
monastischen Gottesdienst immer noch die wichtigste Form der Musik-

112 F.F.S.A. von Boecklin, Beyträge zur Geschichte der Musik besonders in Deutschland, nebst freymüthigen
Anmerkungen über die Kunst, Freiburg 1790, 123 ff.

113 Rudolf Henggeier, Profeßbuch der fürstl. Benetiktinerabtei der Heiligen Gallus und Otmar zu St. Gallen. Zug 1929,

306.

114 Mone QS 182, 271.

115 GLA 67/605 fol. 314.

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