Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 188
(PDF, 129 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1978/0188
werden mögen".119 Auch herumziehende Spielleute fanden zu dieser Zeit
Aufnahme im Kloster, so 1674 polnische Komödianten.120

1711 kam die Markgräfin Francisca Sibylla Augusta von Baden zu einem
Kuraufenthalt nach Ettenheimmünster, die, wie Karl Will berichtet, „an
besagtem Tag mit einem Spiel in teutschen Versen - dazu die Music
ornate et perdocte Dom. N. Wildt, damaliger Canzlist zu Gengenbach,
künstlich und wohl componiret - mit aufgehängten sinnreichen Symbolen
und Emblematen, so auf das Hochfürstl. Durchl. Hauß Baden-Baden
alludirten, in der Sanct Landelins Kirch empfangen worden".

Nicht weniger aufschlußreich ist Wills Bericht über die Festlichkeiten
anläßlich des Friedens zu Rastatt 1714: „Demnach nun besagter Fried
aller Orthen bekannt gemacht und publizirt worden, und männiglich sich
darob herzlich erfreuet, haben auch ihre Hochwürden und Gnaden in
allhießigen Gotteshauses Closter-Kirchen eine herrliche Comoedi in
festo S. Joannis Baptistae... spielen lassen, welche Comoedi über das
Thema Finis belli pax R.P. Franciscus Müntzer aus dem Gotteshaus
Schuttern, hier postulirter Philosophiae et Theologiae Professor... mit
deutschen Versen künstlich zu aller Gegenwärthigen sattsamen Vergnügen
componiret, welche einige unseres Gotteshauses professi musicalisch
aufgesetzet."

Die mit dem Handschriftenbestand der Klosterbibliothek zahlreich
überlieferten geistlichen und weltlichen, in lateinischer und deutscher
Sprache abgefaßten Theaterstücke und Singspiele vermitteln einen
genauen Einblick in die Festspielpraxis Ettenheimmünsters.121 Nimmt
man die reine Instrumentalmusik hinzu, so erweist das für Ettenheimmünster
festgestellte Musikrepertoire122, daß sich die dortigen musikalischen
Darbietungen an Qualität und Schwierigkeit kaum von denen
weltlicher Höfe unterschieden haben, auch wenn Ildefons Haas in einem
Schreiben an Boecklin bescheiden den Rangunterschied zwischen
klösterlicher und höfischer Musikpraxis hervorhebt: „Ew.Gnaden wissen
von selbst, daß man in Klöstern von der Tonkunst kein Hauptwerk
machet, nicht machen kann ... Klostermusiken gebricht es an den zwoen
Hauptschwingen, sich etwas über die gemeine Atmosphäre zu erheben:
an Erfahrung und Brodmangel. Meistens kommen wir ungereißt und sehr
jung in die Klöster, selten heraus, niemals zu Theatern, zu Höfen; keine
Meister, keine Jomelli zu uns; da gebricht es uns dann am Hören, Sehen
und Erfahren. Im Kloster selbst aber isset Pan mit Orpheus aus einer
Schüssel, genießt eben denselben Rang, eben dieselbe Besoldung; da
exiliert denn auch Nothdurft, Brodmangel, Bauch- und Geldsorge - sehr

119 Mone QS 232 Nr. 69.

120 Mone QS 232.

121 Vgl. die Aufstellung bei Klär 78 ff.

122 Boecklin 124 f.

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