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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 189
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mächtige Triebe, Hayde, Pleyel, Vanhalle und Reicharde zu bilden.
Denken Hochdieselben als Weltkenner und wahrer, feiner Beurtheiler
selbst noch hinzu: unsern Mangel an Lehrern, Meisterwerken, Zeit,
Übung, Vergeltung, klingendem Bravo etc., und sie werden meinem
Sprüchwörtchen unschwer Beyfall geben: Ein Virtuos im Kloster ein
Wunder, ein Stymper bey Hofe ein Abentheuer!" 123

Die Überlieferung124 läßt unschwer erkennen, daß sich Ildefons Haas
hier im Understatement übt. Dem Kloster stand durchaus eine stattliche
Anzahl musikalisch gebildeter Konventualen zur Verfügung, die meist
mehrere Instrumente beherrschten und zum Teil auch als Komponisten
tätig waren, wie Benedikt Müller, Isidor Montfort, Karl Will, Sebastian
Meder, Bernhard Stöber (ihre Kompositionen müssen wohl als verschollen
gelten). Auch an Anregungen von außen hat es nicht gefehlt. Es ist
bekannt, daß sich die Klöster bemüht haben, gute Instrumentalisten und
Komponisten zu verpflichten, die das Klosterorchester verstärkten und
den Konventualen Unterricht erteilten. Boecklin berichtet, daß sich u. a.
Franz Ch. Neubauer und sein Schüler Westermayer längere Zeit im
Ettenheimmünster aufgehalten haben, „bei auch bekommenem guten
Gehalt und dagegen reichlich gestiftetem musikalischen Nutzen." 125

Der bedeutendste unter den Ettenheimmünsterer Musikern und Komponisten
ist der 1735 zu Offenburg geborene Ildefons Haas. Seine
musikalische Ausbildung begann er als Zwölfjähriger bei Wolbrecht, dem
Hofmusikus des Markgrafen August von Baden, setzte sie dann als
Klosterschüler, seit 1751 als Novize in Ettenheimmünster fort. Zu seinen
Lehrern zählten dort Neubauer und Stamitz, der um 1755 die Abtei
besuchte und dessen Einfluß sich deutlich in den Werken von Haas
nachweisen läßt. Mit zahlreichen Musikern stand er in brieflicher
Verbindung. Seine Kompositionen, die bei Lotter in Augsburg verlegt
wurden, haben früh weite Verbreitung und Anerkennung gefunden. „Der
jetzige Bibliothekar daselbst, Herr Pater Ildefons Haas," schreibt
Boecklin, „setzt so eindringende, so feine Kirchenmusik, die fast der
allerbesten Komposition in diesem Fache zur Seite stehet. Dies ist keine
Schmeicheley, sondern eine Gerechtigkeit, die seinen Kirchenstücken
von jedermann zufließt. Besonders fällt auch darinn das Leichte, das
Ungezwungene - nebst dem pathetischen Ausdruck - bey wohlgewählten
Stimmenverhältnissen zu bewundern... Ildefons kennt die Harmonie
nicht blos aus Berechnungen, wie die mehresten unsrer jetzigen
Harmoniker, sondern sein hohes Gefühl hat auch Theil immer daran.
Hierinn achte ich ihn dem Händel, dem unsterblichen Händel ganz

123 Boecklin 127f.

124 Vgl. Boecklin 126 ff.; Klär 93 ff.

125 Boecklin 121, 130.

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