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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 194
(PDF, 129 MB)
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also nahe an jene Zeit, die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert, heran, in
der in Ettenheimmünster die Landelinsvita redigiert worden ist.142

Auf die Gründe, die ihre Abfassung veranlaßten, sind wir bereits
eingegangen.143 Der Landelinkult144 selbst ist älter als diese schriftlich
fixierte Überlieferung. Er läßt sich in der Straßburger Bistumsliturgie bis
in die Zeit um die Jahrtausendwende zurückverfolgen.145 Als Stätten der
kultischen Verehrung bildeten sich heraus: das Grab des Heiligen in der
Pfarrkirche zu Münchweier, der Ort seines Märtyrertodes mit den
wundertätigen Quellen (später Kirche und Bad St. Landelin), schließlich
das Kloster und die Klosterkirche, in der die Schädelreliquie des Heiligen
verwahrt wurde.

Den frühesten Beleg für die Wallfahrt zum hl. Landelin gibt eine Urkunde
Bischof Heinrichs von Straßburg von 1183, vorausgesetzt, man darf die
dort gewählte Formulierung - attendentes hospitalitatem, quam trans-
euntibus exibent146: „im Vertrauen auf seine (des Klosters) Gastfreundschaft
gegenüber den Pilgern" 147 - auf den Landelinkult beziehen. Die
Wallfahrt zum Landelinsgrab muß jedenfalls schon im 13. Jahrhundert
einen erheblichen Umfang gehabt haben. Dafür spricht das künstlerisch
beachtliche Hochgrab, das um 1300 in der Kirche zu Münchweier
errichtet worden ist. Der Sarkophag, der im Bauernkrieg schwer
beschädigt und später durch ein schlichteres Bodengrab ersetzt wurde,
wird heute im Landesmuseum in Karlsruhe verwahrt.148 Erwähnung
verdient in diesem Zusammenhang auch der Ablaß, der der Kirche
(fundata in honore sancti Landelini martiris) 1336 von Avignon aus
gewährt worden ist.149

Wie eng sehr früh schon St. Landelin und Ettenheimmünster im
Bewußtsein der Gläubigen zusammengehörten, erweist die Beobachtung,
daß seit dem 13./14. Jahrhundert Besitzungen des Klosters in Rufach
nicht auf den Namen der Abtei, sondern auf den des Heiligen lauteten.
Um diese Zeit, so wird berichtet, wanderten Mönche des Klosters
mehrfach durch Mittelbaden und das Elsaß, um Almosen zu sammeln,
wobei sie die Schädelreliquie mit sich führten.150

142 Text der Vita bei J. van der Straeten (wie Anm. 2). Dessen Datierung von Buch 1 und II auf die Zeit um 950 (S. 94) dürfte
sich nicht halten lassen; vgl. Schwarzmaier, Die Klöster der Ortenau 4.

143 s. S. 162.

144 Die bisher gründlichste Untersuchung zur Geschichte des Landelinkultes liefert Medard Barth, Der hl. Märtyrer
Landelin von Ettenheimmünster. Sein Kult in Baden und Elsaü, FDA 75/1955, 203-244.

145 Barth, Landelin 213.

146 Stephan A. Würdtwein, Nova subsidia diplomatica 10. Heidelberg 1788. 127 Nr. 40.

147 RBS I, 350 Nr. 614.

148 Joseph Braun, Eine mißdeutete Darstellung auf einem Sarkophagdeckel im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe.
FDA 70/1950, 43-56. Barth, Landelin 210 f., 228.

149 Barth, Landelin 212, 221 f.

150 Barth, Landelin 219 ff., 235, 243.

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