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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
58. Jahresband: Die Klöster der Ortenau.1978
Seite: 200
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trakt getrennten Innenhöfen (Abtei und Klausur). Die einzelnen Trakte
waren durch Eckpavillons und Risalite wirkungsvoll gegliedert. Die
Regelmäßigkeit der Anlage wurde nur durch die an der Nordseite des
Abteihofes gelegene Kirche durchbrochen, die schräg versetzt gegen die
übrigen Bauten stieß. Amtshaus und Pfisterei, an den Kircheneingang
den ehemaligen Chor - anschließend, setzten den Nordflügel fort und
bildeten, südwärts abbiegend, einen rudimentären Vorhof. Orangerie
und Garten, die später hinzukamen, ergänzten wirkungsvoll die großräumige
Klosteranlage.163

Anfang des 17. Jahrhunderts ließ Abt Kaspar Geiger unterhalb des
Landolin-Brunnens, dort also, wo der Heilige den Märtyrertod erlitten
haben soll, eine Wallfahrtskirche errichten, die an die Stelle einer
älteren, 1501 mit einem Ablaßprivileg ausgestatteten Kirche trat.164 Sie
genügte jedoch schon bald nicht mehr den Anforderungen des Wallfahrtsbetriebs
. 1687/89 wurde deshalb oberhalb des Brunnens eine neue
Kirche gebaut, eine geräumige Halle mit polygonalem Chorende, die
heutige Pfarrkirche St. Landolin zu Ettenheimmünster.165

Mit der Wallfahrt verband sich im 17. und besonders im 18. Jahrhundert
ein ausgedehnter Bade- und Kurbetrieb. Das um 1684 errichtete
Badehaus (mit Wirtshof) - bis dahin hatte ein Meierhof mit zwei weiteren
Häusern zur Versorgung der Pilger gedient - mußte bereits wenige
Jahrzehnte später einer größeren, vierflügeligen Anlage mit Innenhof
weichen. Mit der Bauausführung wurde ebenfalls Peter Thumb betraut.
Abt Landolin Flum schließlich ergänzte den Komplex durch eine
Apotheke und durch das sogenannte Physikat, das Haus des Klosterarztes
, das heute Pfarrhaus ist.166

Nach der Säkularisation suchte der badische Staat die ihm zugefallenen
Gebäude gewinnbringend zu nutzen. 1804 wurde die Klosteranlage an die
Lahrer Handelskompanie Wunderlich und Herbst verpachtet, die in den
Gebäuden eine Zichorienfabrik einrichtete. Als die Firma 1811 in
Konkurs ging, kaufte das Handelshaus Helbing und Co. aus Lahr den
Komplex, der bis 1828 der Zigarrenfabrikation diente. Nach weiteren
Veräußerungen - inzwischen war bereits ein Teil der Gebäude abgerissen
worden - erwarb schließlich 1865 ein Fabrikant den Restbestand zum
Abbruch.167 Damit verschwanden endgültig wenn man von der
Wallfahrtskirche und dem Bad St. Landolin absieht - die letzten
baulichen Zeugen des Ortenauklosters Ettenheimmünster.

163 Hacker 25, 68 ff. Gubler 28.

164 Müller32l.

165 Hacker 2 f., 77 f.

166 Hacker 29 ff. Liessem-Breinlinger 54.

167 Heizmann 180 ff.

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